Capterra untersucht in pünktlich zum Weltfrauentag in einer neuen Studie zur Gleichberechtigung am Arbeitsplatz, welche Unterschiede Frauen und Männer erleben und welchen Herausforderungen Frauen in der Arbeitswelt gegenüberstehen.

Gender-Gap: Studie zur Gleichberechtigung am Arbeitsplatz

Heute ist der internationale Frauentag. Seit mehr als 100 Jahren gibt es den Tag, an dem Menschen weltweit für Gleichberechtigung und gegen Diskriminierung von Frauen demonstrieren. Wichtige Themen sind die Gleichberechtigung am Arbeitsplatz (Gleichstellung von Frauen in der Arbeitswelt), die Frauenquote in Führungspositionen und Lohngleichheit. Denn auch heute noch werden Frauen, die in den gleichen Positionen wie Männer sind, schlechter bezahlt. Weiterhin sorgen die Anstrengungen zur Bewältigung von Arbeit, Familie und Haushalt für Schwierigkeiten bei der Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben. 

In diesem ersten Teil der Studie zur Gleichberechtigung am Arbeitsplatz wollen wir uns anschauen, wie Frauen in der Arbeitswelt im Vergleich zu Männern abschneiden und untersuchen Bereiche wie Beförderungen, Lohnlücke zwischen Mann und Frau, Vereinbarkeit von Familie und Beruf und vieles mehr. Die Studie wurde im Januar 2023 unter 994 Teilnehmern durchgeführt, darunter 515 Frauen und 479 Männer. Die vollständige Studienmethodik befindet sich am Ende des Artikels. 

Highlights der Studie: 

  • 42 % der Teilnehmer finden, dass Frauen in Führungsrollen unterrepräsentiert sind
  • 71 % der Frauen berichten von Schwierigkeiten, zwischen Familie und Beruf zu wählen
  • 46 % der Frauen hatten Sorge um ihren Arbeitsplatz, als sie von ihrer Schwangerschaft erfahren haben
Frauen in der Arbeitswelt: Studie zur Gleichstellung von Frauen am Arbeitsplatz

Frauen tun sich schwerer, nach Beförderungen zu fragen

Wir wollten wissen, ob es Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt, wenn es darum geht, nach einer Beförderung zu fragen. Fast die Hälfte (46 % ) der befragten Frauen geben an, sich dabei unwohl zu fühlen, nach einer Beförderung zu fragen. Im Gegensatz dazu fühlen sich nur 24 % der Männer dabei unwohl, ihr Management um eine Beförderung zu bitten. Dies könnte einer der Hauptgründe sein, warum die männlichen Teilnehmer unserer Studie öfter eine Beförderung erhalten haben als unsere weiblichen Teilnehmer. 

Frauen in der Arbeitswelt vs. Männer, wenn es um Beförderungen geht

Es ist leider in vielen Unternehmen der Fall, dass eine Beförderung nicht automatisch an den Mitarbeitenden ausgehändigt wird, der sie am meisten verdient, sondern häufig an die lautesten oder mutigsten. Mitarbeitende müssen sich manchmal selbst darum kümmern und einfordern, was sie denken, dass ihnen zusteht. Da sich Männer hierbei leichter tun als Frauen, könnte dies dazu führen, dass Frauen bei Beförderungen vernachlässigt werden. Einige Unternehmen handeln nach internen politischen Gesichtspunkten, welche das Thema Beförderungen fairer machen. Im zweiten Teil dieser Studie werden wir Tipps geben, wie Gleichstellungen am Arbeitsplatz gefördert werden können und Software vorstellen, die bei der Umsetzung hilft. 

Auf der Kehrseite geben 41% der Männer an, in ihrem aktuellen Job nicht befördert worden zu sein: 15% von ihnen haben aktiv um eine Beförderung gebeten und 26% haben nicht darum gebeten. Im Gegensatz dazu haben 57% der Frauen in ihrem aktuellen Job keine Beförderung erhalten. Nur 10% von ihnen haben um eine Beförderung gebeten, 47% haben nicht um eine Beförderung gebeten.

Außerdem haben 28 % der Männer eine Beförderung erhalten, ohne darum gebeten zu haben, im Vergleich zu 22 % der Frauen: Dies könnte in gewissem Maße zeigen, dass der Umgang mit Beförderungen auf Vorurteilen beruht, unabhängig davon, ob sie bewusst sind oder nicht.

41 % der Männer geben an, in ihrem aktuellen Job keine Beförderung erhalten zu haben (15 % davon haben aktiv nach einer gefragt). Im Gegensatz dazu haben 57 % der Frauen in ihrem aktuellen Job keine Beförderung erhalten. Nur 10 % davon haben nach einer Beförderung gefragt, 47 % haben um keine Beförderung gebeten. 

Auch die Art des Arbeitsvertrags könnte hierbei eine Rolle spielen. 92 % der Männer unserer Studie arbeiten auf Vollzeit-Basis, während diese Zahl bei Frauen nur bei 66 % liegt. 34 % der Frauen arbeiten in Teilzeit, während es bei den Männern nur 8 % sind. Vor allem Frauen mit Kindern arbeiten in Teilzeit, da sie sich um die Kinderbetreuung und den Haushalt kümmern müssen. In unserer Studie können wir sehen, dass generell Personen (Frauen sowie Männer), die in Teilzeit arbeiten, größere Schwierigkeiten haben, nach einer Beförderung zu fragen. Das könnte daran liegen, dass sie denken, im Vergleich zu den Vollzeitangestellten keine Beförderung verdient zu haben und deswegen erst gar nicht danach fragen. 

Dies ist jedoch nicht der einzige Grund: Einige Frauen unserer Studie fühlen sich aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert. Wir fragten die weiblichen Teilnehmer, ob sie am Arbeitsplatz mehr Vorurteile/Diskriminierung erfahren haben, wenn es um Beförderungen und Gehaltserhöhungen geht. Ein Viertel (25 %) stimmen der Aussage etwas oder voll und ganz zu, Vorurteile bei Beförderungen erlebt zu haben. Bei Gehaltserhöhungen liegt dieser Anteil sogar noch höher: 31 % der Frauen geben an aufgrund ihres Geschlechts Diskriminierung in punto Gehaltserhöhungen erfahren zu haben. 

Die Geschlechtsdiskriminierung ist natürlich schwer nachzuweisen und bezieht sich hier auf ein Gefühl der weiblichen Teilnehmer. Kein Arbeitgeber sagt, dass eine Frau aufgrund ihres Geschlechts nicht befördert wird. Aber was man als Frau beobachten kann, ist, dass sie die gleichen Aufgaben/Verantwortlichkeiten wie ihre männlichen Kollegen haben und nicht auf die gleiche Weise befördert werden. 

41 % der befragten Frauen glauben, dass Frauen schlechter bezahlt werden als Männer

57 % der Frauen glauben, dass ihr Unternehmen Männer und Frauen gerecht bezahlt (gleiches Gehalt für gleiche Leistung). 41 % denken, dass die Lohnlücke zwischen Mann und Frau in ihrem derzeitigen Unternehmen existiert und Frauen schlechter bezahlt werden als Männer. 

Männer sind dagegen zuversichtlicher, was die Lohngleichheit angeht: 67 % der Männer glauben, dass ihr Unternehmen Männer und Frauen gerecht bezahlt. 

Lohnlücke zwischen Mann und Frau

Lohnungleichheit bzw. die Lohnlücke zwischen Mann und Frau ist ein großes Problem in der Arbeitswelt. Frauen haben in Deutschland im Jahr 2021 pro Stunde durchschnittlich 18 % weniger verdient als Männer. Damit blieb der Verdienstunterschied zwischen Frauen und Männern im Vergleich zum Vorjahr unverändert.

42 % aller Befragten finden, dass die Frauenquote in Führungspositionen niedrig ist

Wir wollten wissen, ob die Beschäftigten denken, dass es eine angemessene Frauenquote in Führungspositionen gibt. Um das zu beantworten, fragten wir, inwieweit Männer und Frauen folgender Aussage zustimmen „Ich finde, dass Frauen in Führungspositionen an meinem Arbeitsplatz unterrepräsentiert sind.“

Es ist interessant zu sehen, dass Frauen und Männer sich bei ihrer Antwort einig sind. 43 % der Frauen stimmen dieser Aussage entweder etwas oder voll zu, bei den Männern sind es 42 %. 

42 % sind eine hohe Anzahl an Mitarbeitenden, die finden, dass Frauen in Führungsrollen in ihrem eigenen Unternehmen unterrepräsentiert sind. Schauen wir uns die Zahlen des statistischen Bundesamts dazu an, wird einem schnell bewusst, warum so viele Mitarbeitende der obigen Aussage zustimmen: In deutschen Führungsetagen arbeiteten im Jahr 2021 nur rund 29 % Frauen. Deutschland schneidet dabei schlecht ab. Im EU-weiten Durchschnitt lag die Frauenquote in Führungspositionen 2021 bei rund 35 % (was bereits relativ niedrig ist). 

Ein möglicher Grund dafür könnte die Vereinbarkeit von Familie und Karriere sein. 25 % der Frauen unserer Studie geben an, dass ihre Familie bzw. ihr Wunsch nach einer Familie ihren beruflichen Werdegang beeinfluss(t)en. 

71 % der befragten Frauen haben Schwierigkeiten, zwischen Familie und Beruf zu wählen

Seit dem 20. Jahrhundert ist der Anteil der Frauen in der Arbeitswelt stetig gestiegen und es wurden einige Gesetze verabschiedet, um das Ungleichgewicht zwischen Männern und Frauen aufzuheben und eine Gleichberechtigung am Arbeitsplatz zu schaffen. Im Gleichberechtigungsgesetz 1958 wurde das Recht des Ehemannes aufgehoben, ein Dienstverhältnis seiner Ehefrau fristlos zu kündigen. In dem 2. Gleichberechtigungsgesetz, welches 1994 in Kraft trat, wurde die Förderung von Frauen und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie die Verschärfung des Verbotes der Benachteiligung aufgrund des Geschlechts im Arbeitsleben festgelegt. 

Obwohl es Fortschritte bei der Gleichberechtigung am Arbeitsplatz gegeben hat, gibt es immer noch Hindernisse, die der Erreichung dieses Ziels im Wege stehen. Arbeitnehmerinnen stehen immer noch vor einer Reihe von Herausforderungen, darunter auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. 

Da sie häufiger als Männer eine Vielzahl von familienbedingten Unterbrechungen ihrer Karriere erleben, z. B. durch Mutterschaftsurlaub und Teilzeitbeschäftigung, sowie die höhere Wahrscheinlichkeit, alleinerziehend zu sein, kann es für berufstätige Frauen problematisch sein, familiäre Verpflichtungen mit ihrer Arbeit zu vereinbaren. Die Mehrheit der weiblichen Befragten ist der Meinung, dass es für einige (43 %) oder viele (28 %) Frauen schwierig ist, Karriere und Familie zu vereinbaren.

Gleichstellung von Frauen am Arbeitsplatz

Die Schwierigkeit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist auch darauf zurückzuführen, dass viele Haushalts- und Familienaufgaben immer noch an der Frau hängen bleiben. Wie sieht die Arbeitsteilung in deutschen Haushalten aus? 

Frauen in der Arbeitswelt sind besonderen Schwierigkeiten ausgesetzt 

In diesem Artikel geht es hauptsächlich um eine Gegenüberstellung zwischen den Antworten der männlichen und weiblichen Teilnehmer/innen. Es gibt jedoch einige Fragen, die wir nur an Frauen gerichtet haben, die wir euch nicht enthalten wollen. Wir finden es wichtig, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, welchen Problemen und Herausforderungen Frauen in der Arbeitswelt gegenüberstehen. Oftmals wird das schlichtweg vergessen. Unternehmen, Manager und männliche sowie weibliche Kollegen sollten sich dies jedoch bewusst machen und sensibilisiert mit dem Thema Gleichberechtigung am Arbeitsplatz umgehen. Hier sind 2 Schwierigkeiten, die Frauen immer noch am Arbeitsplatz haben, die dringend angegangen werden müssen. 

Schwangerschaft und Sorge um Beruf 

Es ist sehr beunruhigend, dass 46 % der Frauen Sorge um ihren Arbeitsplatz hatten, als sie von ihrer Schwangerschaft erfahren haben: Davon hatten sogar 20 % große Sorge, 26 % hatten leichte Sorgen. 

Immerhin fühlten sich 84 % dabei wohl, ihren Vorgesetzten von der Schwangerschaft zu erzählen. 16 % geben an, sich nicht dabei wohlgefühlt zu haben. 

Ausgrenzung aus Projekten 

Wir fragten die Frauen, ob sie der folgenden Aussage zu ihrem Elternsein zustimmen: „Ich werde bei Projekten häufiger ausgelassen, weil die anderen Teammitglieder annehmen, dass ich schon zu beschäftigt bin.“ 

40 % stimmen dieser Aussage zu. Die Ausgrenzung von Frauen mit Familie aus Projekten ist nicht gerecht. Auch wenn Manager und Mitarbeiter es gut meinen, da eine Frau mit Kindern im Privatleben mehr zu tun hat und sie vielleicht nur deswegen schonen wollen, ist dies trotzdem nicht der richtige Weg. Das könnte ebenfalls einer der Gründe dafür sein, warum Frauen sich schwerer unter Beweis stellen können und bei Gehaltserhöhungen und Beförderungen schlechter abschneiden. 

Frauen haben mehr Schwierigkeiten für ihre psychische Gesundheit am Arbeitsplatz einzustehen

Burnout bei Arbeitnehmern ist ein wichtiges Thema, das viele Mitarbeiter betrifft. Wir definieren Burnout als chronischen Stress am Arbeitsplatz, den man nicht erfolgreich bewältigen kann. 40 % der Mitarbeitenden leiden nicht an Burnout. Der Rest leidet an einem gewissen Grad an chronischem Stress am Arbeitsplatz. In der folgenden Grafik sehen wir die Antworten aller Studienteilnehmer. 

Burnout am Arbeitsplatz

Die Antworten der Frauen und Männer sind relativ ähnlich. Ein entscheidender Unterschied ist jedoch, dass sich Männer wohler dabei fühlen, für ihre psychische Gesundheit (das körperliche und geistige Wohlbefinden der Arbeitnehmer) einzustehen und bei ihrem Arbeitgeber/Manager anzusprechen. 87 % der Männer fühlen sich generell wohl dabei, während sich 13 % unwohl fühlen. Unter den Frauen fühlen sich 72 % wohl (etwas, größtenteils oder sehr wohl) an ihrem Arbeitsplatz für ihre psychische Gesundheit einzustehen, während sich 28 % unwohl fühlen.

Auch wenn sich die Befragten insgesamt ermutigt fühlen, bleibt das Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern bestehen.

Frauen in der Arbeitswelt fühlen sich unwohler, für ihre psychische Gesundheit einzustehen

Gleichberechtigung am Arbeitsplatz?

Zum internationalen Frauentag wollten wir mit dieser Studie auf Ungleichheiten und Schwierigkeiten von Frauen am Arbeitsplatz hinweisen. Der erste Schritt, um für die Gleichberechtigung am Arbeitsplatz zu sorgen, ist, sich über die Schwierigkeiten von Frauen in der Arbeitswelt bewusst zu werden. Viele Unternehmen, Personaler und Manager machen das bereits. In den letzten Jahren hat sich in Sachen Bewusstsein und Sensibilität schon viel getan. Wir sind jedoch noch lange nicht an dem Punkt angekommen, dass wir von einer Gleichberechtigung am Arbeitsplatz sprechen können. Dafür müssen sich noch einige Dinge ändern. 

Im zweiten Teil dieser Studie geben wir Unternehmen dann Tipps, wie Ungleichheiten am Arbeitsplatz angegangen werden können und die Gleichstellung von Frauen in der Arbeitswelt gefördert werden kann. Weiterhin untersuchen wir, wie die Belastung von Beruf und Familie im Home-Office bzw. in hybriden Arbeitsmodellen aussieht. 

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Methodik 

Um die Daten für diesen Bericht zu erheben, führte Capterra im Januar 2023 eine Online-Umfrage unter 994 Beschäftigten durch, darunter 515 Frauen und 479 Männer.

Die Teilnehmer wurden anhand der folgenden Kriterien ausgewählt: 

  • wohnen in Deutschland 
  • sind zwischen 18 bis 65 Jahre alt
  • vollzeit- und teilzeitbeschäftigt oder in Elternzeit
  • arbeiten in einem Unternehmen mit mehr als einem Beschäftigten 
  • sind nicht als Praktikant/in tätig