Hat die Pandemie die Wahrnehmung und die Gewohnheiten der Deutschen in Bezug auf die Weitergabe und Nutzung ihrer persönlichen Daten verändert? Dies untersucht eine Capterra-Studie mit 745 Teilnehmern.

In diesem Artikel
- Biometrische Technologie und ihre Einsatzmöglichkeiten
- Wie oft nutzen Deutsche biometrische Daten?
- Bedenken bezüglich biometrischen Technologien
- Was erwarten die Deutschen in Bezug auf die Weitergabe von Daten?
- Digitalisierung im medizinischen Bereich und Datensicherheitsbedenken
- Transparenz und Vertrauen fördern den Datenaustausch
Die Krise hat die Digitalisierung angetrieben. Plötzlich musste geschehen, was seit Jahren vorhergesagt wurde – die Corona-Krise wird zum Katalysator für die Digitalisierung der Wirtschaft. Mit der Digitalisierung nimmt auch die Datennutzung und die Anzahl an Daten, die geteilt werden, zu.
In der COVID-19 Krise sind verschiedene Initiativen entstanden, um die Entwicklung der Pandemie zu überwachen: das geht von telemedizinischen Anwendung, über die CovPass-App zur Einführung von Tools zur Mitarbeiterüberwachung im Home-Office.
Hatte die Pandemie Auswirkungen auf die Einführung von Technologien zur persönlichen Identifizierung wie der Biometrie? Inwieweit sind die Deutschen bereit, ihre persönlichen Daten zu teilen? Dies untersucht Capterra in dieser zweiteiligen Umfrage mit 1453 Konsumenten und Mitarbeitern aus Deutschland. In diesem ersten Teil schauen wir uns die Ergebnisse der 745 befragten Konsumenten an. Eine detaillierte Methodik dieser Umfrage ist am Ende dieses Artikels zu finden.
Biometrische Technologie und ihre Einsatzmöglichkeiten
Ein Individuum kann aufgrund seiner einzigartigen physischen und Verhaltensmerkmale erkannt werden. Aus diesem Grund ermöglichen biometrische Technologien die Authentifizierung und Identifizierung von Personen anhand eben dieser Daten.
Die Erkennung biometrischer Daten war lange Zeit nur in Spionage- und Science-Fiction-Szenarien und im wirklichen Leben in Hochsicherheitsbereichen zu finden.
Heute wird sie zunehmend in alltäglichen Situationen eingesetzt. Neben der biometrischen Passkontrolle ermöglicht sie beispielsweise den Zugang zu einem Ort oder die Entsperrung eines Geräts wie eines Smartphones.
Was sind biometrische Technologien
Biometrische Technologien werden zur Verhinderung von Dokumentenbetrug, Identitätsdiebstahl und Cyberkriminalität eingesetzt und gehören zu den technologischen Lösungen in diesem Bereich.
Basierend auf den einzigartigen biologischen und verhaltensbezogenen Merkmalen von Personen ermöglicht sie insbesondere die Identifizierung und Authentifizierung von Personen auf einer zuverlässigen und schnellen Basis.
Zwei Arten von Maßnahmen werden von diesen Technologien berücksichtigt:
- Verhaltensmessungen: Erkennung der Stimme, der Gestik oder auch der Geschwindigkeit, mit der auf einer Computertastatur getippt wird.
- Physiologische Messungen: morphologischer Art (Fingerabdrücke, Venennetz oder auch die Gesichtsform) oder biologischer Art (DNA, Speichel oder Blut).
Ob man nun sein Smartphone mit dem Fingerabdruck entsperrt oder seine Identität durch ein Gesichtsbild bei einer Online-Buchung nachweist, die Biometrie hat sich mittlerweile in die Gewohnheiten vieler Nutzer eingefügt.
Die biometrische Erkennung, deren ursprünglicher Zweck darin bestand, die Sicherheit eines Ortes oder eines Geräts zu erhöhen, trägt nun dazu bei, dem Benutzer einen gewissen Komfort zu bieten, indem sie schnellere und berührungslose Prozesse anbietet.
Aufgrund der Art der persönlichen Daten, die sie sammeln, geben biometrische Technologien jedoch auch Anlass zur Sorge: Die Gefahr von Hackerangriffen. Im Folgenden schauen wir uns an, welche biometrischen Methoden genutzt werden, ob die Pandemie die Nutzung beeinflusst hat und welche Bedenken entstehen.
Wie oft nutzen Deutsche biometrische Daten?
52 % der befragten Nutzer von biometrischen Methoden gaben an, dass sie regelmäßig den Fingerabdruck-Scan verwenden, 27 % nutzen die Gesichtserkennung. Sowohl der Fingerabdruck als auch der Gesichtsscan werden zum Entsperren moderner Smartphones verwendet, was erklären würde, warum sie im Vergleich zu den anderen genannten Methoden häufiger verwendet werden. 40 % der Befragten gaben an, dass sie keine der anderen in unserer Studie genannten biometrischen Technologien verwenden.

Die Pandemie hat zu einem leichten Anstieg bei der Nutzung biometrischer Methoden geführt
Die COVID-19-Pandemie ist durch eine gestiegene Nutzung digitaler Angebote gezeichnet. Ebenso werden weniger weniger geschützte private Geräte im Home-Office eingesetzt. Dies erhöht private sowie berufliche Sicherheitsrisiken, wovon Cyberkriminelle profitieren.
Laut einer Studie des Marktforschungsunternehmen Bilendi & respondi aus Februar 2022 sind über die Hälfte der deutschen Internetnutzer besorgt (45 %) oder sogar sehr besorgt (13 %), von einem Identitätsdiebstahl betroffen zu sein.
35 % in unserer Studie befragten Teilnehmer machen sich seit Beginn der Pandemie mehr Sorgen über den Datenschutz, Hacking und die Möglichkeit, dass ihre persönlichen Daten online gehackt werden.
Trotz einer gewissen Zunahme in der Besorgnis über die Datensicherheit gibt eine Minderheit der Befragten an, dass sie nach dem Ausbruch der Pandemie mit der Nutzung biometrischer Verfahren begonnen haben. 14 % haben nach Ausbruch der Pandemie angefangen den Fingerabdruck-Scan zu nutzen. Bei der Gesichtserkennung waren es 12 % und die Stimmerkennung wurde von 9 % nach Pandemie-Ausbruch angefangen zu nutzen.
Die meisten Befragten geben jedoch an, biometrische Methoden bereits vor der Pandemie genutzt zu haben, wie wir am Beispiel der beliebtesten Methode des Fingerabdruckes in der Grafik sehen können.

Biometrische Daten werden am häufigsten zum Entsperren von Apps oder Geräten auf dem Smartphone genutzt (83 %), gefolgt von finanziellen Transaktionen und Ausweis-/Passkontrollen (jeweils 29 %).

Bedenken bezüglich biometrischen Technologien
47 % der Nutzer von biometrischen Methoden wissen nicht, dass bei der Verwendung biometrischer Verfahren persönliche Daten an andere Unternehmen weitergegeben werden könnten. 64 % aller Umfrageteilnehmer geben an, dass sie sich nicht sehr wohl bzw. gar nicht wohl mit der Tatsache fühlen, dass ihre persönlichen Daten an andere Unternehmen weitergegeben werden könnten.
Dies sind die meistgenannten Bedenken bei der Nutzung biometrischer Technologien:
- Missbrauch biometrischer Daten (53 %)
- Möglichkeit des Identitätsdiebstahls (40 %)
- Datenschutzverletzungen, bei denen biometrische Daten verloren gehen oder gestohlen werden (35 %)
Immerhin geben 25 % der Teilnehmer an, keine Bedenken bezüglich der Nutzung biometrischer Technologien zu haben.
Während die Verarbeitung biometrischer Daten gemäß Artikel 9 der DSGVO gesetzlich verboten ist, gibt es Situationen, die zwar geregelt sind, aber nicht unter diese Bedingungen fallen. Wenn beispielsweise die Zustimmung einer Person ausdrücklich erteilt wurde, wie durch die Annahme der Nutzungsbedingungen einer Website oder einer Anwendung, kann es sein, dass diese Art von sensiblen Informationen weitergegeben werden kann.
Was erwarten die Deutschen in Bezug auf die Weitergabe von Daten?
Wir fragten wie wohl sich Verbraucher fühlen sensible Informationen weiterzugeben, wenn Sie einen von einem privaten Unternehmen angebotenen Service nutzen wollen vs. den Service einer öffentlichen Institution nutzen wollen.
Die meisten Umfrageteilnehmer fühlen sich generell unwohl (etwas oder sehr unwohl) sensible Informationen zu teilen. Der Unterschied zwischen dem öffentlichen und privaten Sektor ist dabei ziemlich gering.
- 49 % fühlen sich unwohl Fotos von Dokumenten (Personalausweis, Pass) mit öffentlichen Unternehmen zu teilen, während es 62 % bei privaten Unternehmen sind.
- 51 % fühlen sich nicht wohl dabei biometrische Daten (wie Fingerabdruck, Gesichtserkennung) mit öffentlichen Institutionen zu teilen, während es 58 % im privaten Sektor sind.
- Bei Immunisierungsdaten (Impfpass, Covid-Impfstatus, Covid-Testergebnisse) sprechen 36 % ihr Unbehagen aus, wenn es darum geht diese Informationen mit öffentlichen Unternehmen zu teilen. 37 % teilen diese Informationen ungern mit privaten Unternehmen.
Wir wollten weiterhin wissen, ob Deutsche zustimmen würden, persönliche Daten an private Unternehmen und öffentliche Institutionen weiterzugeben. Ein Beispiel: Teilnehmer werden aufgefordert, persönliche Daten anzugeben, wenn sie eine Website aufrufen, online auf Informationen einer Institution oder eines privaten Unternehmens zugreifen oder einen Online-Service nutzen.
62 % geben an bereit zu sein, Informationen unter bestimmten Bedingungen weiterzugeben, während 22 % dies kategorisch ablehnen und 7 % unsicher sind. Nur 9 % gaben an, dass sie einer solchen Weitergabe ohne bestimmte Bedingungen zustimmen würden.
Von denjenigen, die angaben, dass sie diese Daten unter bestimmten Bedingungen zur Verfügung stellen würden, waren die drei am häufigsten genannten Bedingungen:

Digitalisierung im medizinischen Bereich und Datensicherheitsbedenken
Die Pandemie führte auch dazu, dass die Digitalisierung im medizinischen Bereich immer weiter voranschreitet. Telemedizinische Behandlungen erhalten den Zugang zur Gesundheitsversorgung während der Pandemie aufrecht. So zeigt eine Capterra Studie aus 2021, das 78 % der deutschen Telemedizin-Nutzer ihre erste Online-Beratung während der COVID-19-Pandemie hatten. Wir wollten wissen, wie sehr sich Patienten um den Schutz der Daten, die sie mit ihrem Arzt/Krankenhaus teilen, sorgen. 46 % der Patienten geben an sehr (8 %) bzw. etwas besorgt (38 %) zu sein. Die Nutzungszahlen der telemedizinischen Behandlung sind jedoch sehr gering. Lediglich 17 % der befragten Patienten geben an, schon einmal per Telemedizin ein Gespräch mit einem Arzt gehabt zu haben.
Wie sieht es mit der CovPass App und Corona-Warn-App aus? Das Hauptziel der Corona-Warn-App ist es, Kontakte besser nachverfolgen zu können. Die CovPass-App dagegen ist ein reiner Speicher für den digitalen Impfpass. Der digitale Impfnachweis kann jedoch genauso in der Corona-Warn-App hinterlegt werden. Wer die Corona-Warn-App nutzt, muss die Standorterkennung einschalten. Die App erhebt jedoch keine Standortorte der Nutzer.
65 % der im Februar 2022 befragten Umfrageteilnehmer nutzen eine dieser Apps aktuell. Wir fragten die 35 % der Nicht-Nutzer, was sie davon abhält: 42 % hielten die App schlichtweg nicht für nützlich. Jedoch sind 18 % besorgt über die Sicherheit ihrer persönlichen Daten.
Könnte diese Art von App für andere Gesundheitszwecke in Zukunft eingesetzt werden? 44 % aller Befragten würden das nicht befürworten.
Transparenz und Vertrauen fördern den Datenaustausch
Für Unternehmen bedeutet das Sammeln und Nachverfolgen von persönlichen Informationen nicht nur, dass sie Gesetze wie die DSGVO einhalten müssen. Wenn sie ihre Praktiken zum Schutz und zur Verwaltung von Daten transparent machen, können sie das Vertrauen ihrer potenziellen Kunden gewinnen und sich so von der Konkurrenz abheben.
Nochmal zusammenfassend – dies sind die wichtigsten Bedingungen bei der Datensammlung und -verarbeitung, um persönliche Daten zu schützen:
- Informiere Verbraucher darüber, welche Informationen erfasst werden
- Informiere Verbraucher darüber, wie Informationen verwendet werden
- Verwende Daten in aggregierter Form und nicht auf individueller Basis
DSGVO-Software oder Datenschutz Software kann Unternehmen dabei helfen, sensible Daten zu identifizieren und sicherzustellen, dass sie ordnungsgemäß verarbeitet werden. Sie dient dazu die Einhaltung der DSGVO zu organisieren, zu verwalten und zu automatisieren.
In dem zweiten Teil der Studie wollen wir uns anschauen, wie die Mitarbeiterüberwachung sich durch die Pandemie geändert hat. Wir werden Fragen beantworten wie: Werden Mitarbeiter überwacht, fördert die Überwachung ihre Motivation und welche Vorteile sehen sie darin?
Methodik:
Um die Daten für diesen Bericht zu sammeln, führten wir im Februar 2022 eine zweiteilige Online-Umfrage mit 745 Verbrauchern durch. Die Auswahlkriterien für die Teilnehmer lauten wie folgt:
- Wohnsitz in Deutschland
- über 18 Jahre alt
- Teilnehmer haben in den letzten 12 Monaten eine Online-Aktivität ausgeübt
- Wissen, was biometrische Methoden sind