Generative Künstliche Intelligenz ist für jeden greifbar und immer mehr Unternehmen integrieren sie in ihre Arbeitsprozesse. Wofür nutzen Beschäftigte in deutschen Unternehmen generative KI, welche Vorteile hat sie und wie wirkt sich ihr Einsatz auf die Produktivität aus? Welche Bedenken haben Anwender und wie berechtigt sind diese?

Studie zum Einsatz generativer KI in Unternehmen

Generative KI (Generative AI oder GAI) ist eine Form der Künstlichen Intelligenz, die neue, originelle Inhalte wie Bilder, Videos, Musik, Code oder Text erzeugen kann. Dazu analysiert sie typischerweise große Datensätze mithilfe von Deep-Learning-Techniken und neuronalen Netzen, lernt daraus und verwendet diese Informationen, um Inhalte zu erzeugen, die den von Menschen erstellten Inhalten ähneln. Beispiele für generative KI-Tools sind ChatGPT, Bard und DALL-E.

In der aktuellen Studie von Capterra wurden 517 Mitarbeiter befragt, die generative KI mindestens ein paar Mal im Monat für ihre Arbeit nutzen. Wir stellen die wichtigsten Fakten zur Nutzung von generativer KI in deutschen Unternehmen vor und geben anschließend einen Überblick über die am häufigsten genannten Bedenken und Risiken der Technologie. Die vollständige Studienmethodik befindet sich am Ende des Artikels. 

3 wichtige Fakten über die Nutzung von generativer KI in Unternehmen 

1. Generative KI wird am häufigsten für die Texterstellung genutzt 

Artikel, Videos, Visualisierungen... Die Möglichkeiten für generative KI sind vielfältig und lassen sich perfekt an die Geschäftswelt anpassen, indem sie den Beschäftigten bei der Erstellung einer Vielzahl von Inhalten helfen, die für den Fortschritt ihrer Arbeit wichtig sind. Wenn es einen Bereich gibt, in dem diese Technologie besonders häufig eingesetzt wird, ist es das Schreiben und Bearbeiten von Texten: Fast die Hälfte der generativen KI-Nutzer (47%) verwendet die Technologie für die Texterstellung und 44 % für die Textbearbeitung. 

Einsatzbereiche von generativer KI in Unternehmen

Schaut man sich die beliebtesten Einsatzbereiche der generativen KI an, überrascht es nicht, dass ChatGPT das beliebteste Programm unter den befragten Mitarbeitern ist. ChatGPT revolutioniert die Interaktionen zwischen Menschen und der künstlichen Intelligenz. 

Im Gegensatz zu regelbasierten Chatbots, die vordefinierte Antwortmuster verwenden, kann ChatGPT eigenständig natürlichsprachliche Antworten generieren, indem es aus dem Kontext und dem Kontextverlauf lernt. ChatGPT kann auf eine Vielzahl von Anfragen und Themen reagieren und sich an neue Situationen und Fragen anpassen, da es ein neuronales Netzwerk ist, das kontinuierlich aus Daten lernt. Das Tool kann den Kontext der Konversation besser verstehen und darauf basierend reagieren.

Unter den Mitarbeitern, die angeben, generative KI für ihre Arbeit zu nutzen, verwenden 68 % ChatGPT. Darauf folgt mit 29 % DeepMind’s Alpha Code und mit 20 % Stable Diffusion. 

Wenn ihr mehr darüber wissen wollt, wofür Mitarbeiter ChatGPT verwenden, wie effektiv die Ergebnisse sind, wie sie Ausgaben prüfen und welche Bedenken bestehen, dann schaut euch den ersten Teil unserer Studie an. 

2. Generative KI in Unternehmen: eine von Mitarbeitern initiierte Praxis

Es ist schön zu sehen, dass Mitarbeiter die Initiative ergreifen, wenn es um die Einführung neuer Technologien geht, um ihre Arbeit zu erleichtern und Produktivität zu erhöhen. 

In 57 % der Unternehmen wurde die Einführung der generativen KI von den Mitarbeitern initiiert, in 39 % hat das Führungsteam eine Richtlinie eingeführt. 

93 % der Mitarbeiter, die generative KI nutzen, haben ihren Arbeitgeber darüber informiert. Das ist wichtig, da Unternehmen sie unterstützen und Richtlinien aufstellen können, damit die Nutzung auch sicher und qualitativ hochwertig ist. In 61 % der Unternehmen wurden Regelungen oder Richtlinien für Mitarbeitende eingeführt, die generative KI-Tools bei der Arbeit einsetzen. 

Welche Regelungen in Unternehmen bestehen sollten:

  • Geschäftsbereiche und Funktionen festlegen, die generative KI für definierte Anwendungsfälle nutzen dürfen
  • Alle Ergebnisse, die von Mitarbeitern mit generativen KI-Tools erzeugt werden, müssen sorgfältig geprüft werden, bevor sie in Verbindung mit den Produkten und Dienstleistungen verwendet werden. Der Grund dafür ist, dass generative KI-Tools proprietäre und persönliche Daten von Dritten, geschütztes geistiges Eigentum oder veraltete Informationen enthalten können.
  • Unternehmens-Inhalte sollten nicht eingespielt werden. Dazu gehören Kundeninformationen oder andere interne, eingeschränkte, geschützte oder sensible Daten.
  • Mitarbeitende erhalten verpflichtende Schulungen zum angemessenen Einsatz von generativen KI-Tools sowie zu Datenschutz und ethischen Überlegungen.

3. Erhöhte Produktivität, häufige Nutzung und Geldeinsparungen weisen auf die Zufriedenheit der Nutzer hin 

74 % der Nutzer verwenden generative KI mehrmals pro Woche 

Wir fragten die Mitarbeitenden, die generative KI für ihre Arbeit mindestens ein paar mal pro Monat nutzen, wie oft die neue Technologie tatsächlich zum Einsatz kommt. Ganze 27 % nutzen generative KI mehrmals täglich, 47 % ein paar mal in der Woche und 26 % ein paar mal im Monat. 

Nicht nur in der Häufigkeit der Verwendung sieht man, dass Nutzer mit der Technologie zufrieden sind. Auch die Produktivität von generativen KI-Tools wird äußerst gut bewertet. 

90 % sind aufgrund generativen KI produktiver

Lediglich 1 % der KI-Nutzer geben an, dass ihre Produktivität negativ beeinflusst wird, während 9 % keinen Einfluss bemerken. Die restlichen 90 % berichten von einem positiven Produktivitätsanstieg.  

Inwieweit sich generative KI-Tools auf die Produktivität auswirken

64 % sagen, dass generative KI ihrem Unternehmen Geld spart 

Dass KI Unternehmen Geld sparen kann, ergibt sich aus verschiedenen Faktoren: Die Effizienz und Produktivität der Mitarbeiter ist gesteigert. KI hilft Unternehmen auch dabei, bessere Entscheidungen zu treffen, so dass sie ihre Strategien entsprechend anpassen können und fördert Kreativität und Ideenfindung. 

Wir fragten unsere Teilnehmer, in welchen Bereichen ihrer Arbeit sie generative KI am effektivsten finden. Dabei wurden diese 5 Bereiche am häufigsten genannt: 

  • Daten analysieren und zusammenfassen (36 %) 
  • Produktivität (33 %) 
  • Daten recherchieren (32 %) 
  • Kreativität (31 %) 
  • Probleme lösen (27 %) 

Wie wir sehen können, bringt die generative KI viele Vorteile für Mitarbeiter und Unternehmen. Auf der anderen Seite kommt so ein technologischer Fortschritt auch mit Bedenken und Risiken.

Worauf sollten Unternehmen achten, die generative künstliche Intelligenz einsetzen?

Risiken im Zusammenhang mit Cybersicherheit und Datenschutz

Die meisten der befragten Mitarbeiter glauben, dass die Hauptrisiken für Unternehmen, die generative KI einsetzen, mit der Cybersicherheit (48 %) und den Risiken für den persönlichen/individuellen Datenschutz (46 %) zusammenhängen. 

Diese Gefahren müssen von den Unternehmen berücksichtigt werden, da wir derzeit nicht wissen, wie generative Tools der künstlichen Intelligenz Informationen, die wir mit ihnen teilen, später verwenden. Es ist wichtig zu bedenken, dass diese Systeme auf Daten angewiesen sind, die sie nicht nur aus dem Internet, sondern auch von ihren Nutzern beziehen. Dies kann Risiken für die Vertraulichkeit der Daten der übermittelten Unternehmen mit sich bringen, wenn es sich beispielsweise um interne sensible Informationen oder um Kundendaten handelt. Diese dürfen ohne ausdrückliche Zustimmung nicht an Dritte weitergegeben werden. Wenn Mitarbeiter oder Unternehmen Daten in generative KI-Tools eingeben, sollten sie damit rechnen, dass die Informationen auch an die Öffentlichkeit gelangen können.

Generative KI und Phishing: Wie können sich Unternehmen schützen? 

Generative künstliche Intelligenz birgt auch Risiken in Bezug auf die Vertraulichkeit von Daten, die von außen kommen, wie z. B. Phishing. Dabei handelt es sich um eine Internet-Betrugstechnik, die darin besteht, einen Nutzer unter dem Vorwand, eine vertrauenswürdige Organisation zu sein, zur Übermittlung persönlicher Daten zu verleiten. Dieser Prozess ist durch die generative KI noch ausgefeilter geworden, die es ermöglicht, noch überzeugendere und persönlichere Nachrichten zu erstellen. Hier sind einige Tipps, wie sich Unternehmen und Mitarbeiter schützen können: 

  • Unternehmen können ihren Beschäftigten Schulungen zum Thema Cybersicherheit anbieten, um sie für böswillige Nachrichten, die versuchen, persönliche Informationen zu erlangen, zu sensibilisieren.
  • Unternehmen sollten Multi-Faktor-Authentifizierungstools zur Überprüfung und Bestätigung der Identität von Nutzern sowie Cybersicherheitssoftware installieren, um sich vor Datendiebstahl zu schützen. 
  • Weiterhin sollten sie sich ständig über die Entwicklungen im Bereich der generativen KI und den damit verbundenen Betrugsmöglichkeiten (z. B. Deepfake) informieren und regelmäßig Schulungen zu diesem Thema anbieten.

Die größten ethischen Bedenken liegen im Datenschutz und dem übermäßigen Vertrauen in KI

Wenn wir nach ethischen Bedenken im Zusammenhang mit der Nutzung generativer KI-Tools fragen, dann sagen lediglich 3 % der Studienteilnehmer, dass sie keine Bedenken haben. Unter dem Rest der KI-Nutzer werden die drei größten Bedenken: Datenschutz und Datensicherheit (50 %), übermäßiges Vertrauen in KI (47 %) und Vernichtung von Arbeitsplätzen (36 %) genannt. 

Organisationen, die sich bei der Produktion von Inhalten ausschließlich auf künstliche Intelligenz verlassen, müssen aufpassen. Inhalte können als unpersönlich, unkritisch und nicht tiefgründig bezeichnet werden. Diese mögliche Kritik kann sich negativ auf das Markenimage auswirken. Die Auswirkungen auf den Ruf sind eines der Risiken, denen Unternehmen ausgesetzt sind, die generative künstliche Intelligenz einsetzen, eine Gefahr, die von 19 % der Befragten erkannt wurde. 

Die durch generative KI-Tools erhaltenen Informationen stammen aus unbekannten Quelle, die ohne Prüfung verwendet werden und möglicherweise urheberrechtlich geschützt sind. Weiterhin besteht die Gefahr des Plagiats und von Falschinformation. Es ist sehr wichtig, die Ergebnisse auf Fehler oder Widersprüchlichkeiten zu prüfen, bevor sie verwendet werden. Die Gefahren sollten nicht nur von den Arbeitnehmern, sondern auch von der Unternehmensleitung sorgfältig abgewogen werden, z. B. durch klare Regeln, wie generative KI eingesetzt werden soll. 

Für Unternehmen ist es also entscheidend, Praktiken für den korrekten Einsatz generativer KI-Tools festzulegen und die Einhaltung der geltenden Gesetze zu gewährleisten. Die Geschäftsleitung sollte eine Liste an genehmigten generativen KI-Tools zur Verfügung stellen, um die Mitarbeiter bei ihrer Vorgehensweise anzuleiten und sicherzustellen, dass sie Lösungen verwenden, die mit den Anforderungen der Organisation kompatibel sind. Weiterhin ist die Schulung von Mitarbeitern wichtig, damit sie die Nutzung dieser Tools beherrschen und mehr über die Vertraulichkeit von Daten und ethische Fragen im Zusammenhang mit künstlicher Intelligenz erfahren.

Mitarbeiter haben Angst vor der Vernichtung von Arbeitsplätzen 

Man kann sich vorstellen, dass die Automatisierung, die generative KI mit sich bringt, im Laufe der Zeit dazu führen könnte, dass bestimmte Berufe verschwinden. Dies ist eine mögliche Konsequenz, die den meisten der befragten Arbeitnehmer bewusst ist. 36 % der Befragten gaben an,  dass die Ersetzung von Arbeitsplätzen eine der größten ethischen Sorgen im Zusammenhang mit dieser Technologie sei. 39 % haben Angst, dass sie ihren Job aufgrund von AI in den nächsten fünf Jahren verlieren könnten.

Welcher Arbeitsanteil durch generative KI ersetzt werden kann

56 % der Befragten glauben, dass generative KI bereits heute 11 bis 30 % ihrer Arbeit ersetzen könnte. Es ist bemerkenswert, dass jedoch nur wenige Befragte diesen Anteil auf über 50 % schätzen. Könnte dies ein Beweis dafür sein, dass die Beschäftigten generative KI derzeit nicht als unmittelbare Bedrohung sehen, sondern als eine Art rechte Hand, die ihnen hilft, einen Teil ihrer Arbeit zu erledigen? In Anbetracht der derzeitigen Fähigkeiten dieser Technologie kann man davon ausgehen, dass sie die Art und Weise, wie wir arbeiten, verändern wird, indem sie weniger Zeit mit Nebenaufgaben und repetitiven Aufgaben verbringen und uns mehr auf komplexere Aufgaben konzentrieren können. 

Für Unternehmen könnte die Automatisierung bestimmter Aufgaben durch generative KI unter anderem Folgendes bedeuten:  

  • Kosteneinsparungen, da zeitraubende und ressourcenintensivere Prozesse entfallen, 
  • einen größeren Erfindungsreichtum, da die Beschäftigten mehr Zeit haben, um kreative und innovative Aufgaben zu erfüllen, 
  • einen größeren Wettbewerbsvorteil gegenüber Organisationen in der gleichen Branche, die generative KI nicht in ihre Arbeitsmethoden eingeführt haben. 

KI in Unternehmen: Eine Technologie mit vielen Vorteilen, die klare Rahmenbedingungen braucht 

Zweifelsohne werden sich Arbeitsplätze mit generativen KI-Tools weiterentwickeln, und dieser Wandel kann als ein entscheidender Moment in der Geschichte angesehen werden. Der Einsatz von generativer KI am Arbeitsplatz hat das Potenzial, die Leistung der Beschäftigten zu steigern. Unternehmen können Aufgaben und Funktionen neu bewerten, so dass die Beschäftigten weniger Zeit mit automatisierbaren Aufgaben und mehr Zeit mit komplizierten Aufgaben verbringen können. 42 % der Beschäftigten geben an, dass sie durch die generative KI mehr Zeit haben, sich auf höherwertige Aufgaben zu konzentrieren. 

Auch wenn Unternehmen generative KI-Tools noch erforschen und prüfen, kann eine Unternehmensrichtlinie als Leitfaden dienen, um bewährte Praktiken und potenzielle Auswirkungen des Missbrauchs aufzuzeigen. 9 von 10 Befragten sind der Meinung, dass es Richtlinien zur Regulierung generativer KI-Tools an ihrem Arbeitsplatz geben sollte. 25 % sind der Meinung, dass es beliebige Richtlinien geben sollte und 68 %, dass strenge Richtlinien implementiert werden sollten. 

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Methodik 

Um die Daten für diesen Bericht zu erheben, führte Capterra im Zeitraum vom 2. Juni bis 12. Juni 2023 eine Online-Umfrage unter 517 Mitarbeitern aus Deutschland durch. Die Teilnehmer wurden anhand der folgenden Kriterien ausgewählt: 

  • wohnen in Deutschland 
  • sind zwischen 18 und 65 Jahre alt
  • sind in Vollzeit oder Teilzeit angestellt
  • nutzen einen Computer/Laptop, um Ihre täglichen Aufgaben bei der Arbeit zu erledigen
  • verwenden für ihre Arbeit generative KI mindestens ein paar mal pro Monat