Diese Studie untersucht, welche Chancen Unternehmen verpassen, wenn sie die Barrierefreiheit nicht umsetzen. Es werden die wirtschaftlichen Vorteile einer barrierefreien Webseite aufgezeigt und konkrete Handlungsempfehlungen für Unternehmen gegeben.

Studie Barrierefreiheit: Barrierefreie Websiten sparen Kosten und erhöhen den Umsatz

Die Implementierung digitaler Barrierefreiheit ist nicht nur eine Frage der sozialen Verantwortung, sondern auch eine kluge Geschäftsentscheidung. Durch die Schaffung barrierefreier Webseiten erschließen Unternehmen sich ein größeres Kundensegment, einschließlich Menschen mit Behinderungen und älteren Nutzern. Die Funktionen der Barrierefreiheit auf Webseiten führen allgemein zu einer höheren Kundenzufriedenheit, da die Seite intuitiver steuerbar ist und Inhalte besser verpackt dargestellt werden. Nicht zuletzt trägt eine barrierefreie Webseite zu einem positiven Markenimage bei, da sie zeigt, dass das Unternehmen Wert auf Inklusion und soziale Verantwortung legt. 

Die Vorteile sind unbestreitbar. Für Unternehmen haben jedoch im Endeffekt monetäre Ziele den größten Stellenwert. Im ersten Teil dieser Studie haben wir aufgezeigt, wie viele Webseiten bereits Funktionen der Barrierefreiheit umgesetzt haben, welche das genau sind und wie sich Unternehmen auf das in 2025 in Kraft tretende Barrierefreiheitsstärkungsgesetz vorbereiten. In diesem zweiten Teil untersuchen wir, welche Vorteile Unternehmen erzielen können, wenn sie ihre Webseiten barrierefrei gestalten. Es wird analysiert, inwieweit sich Investitionen in Barrierefreiheit rentieren, welche Kennzahlen Unternehmen nutzen können, um den Erfolg ihrer Bemühungen zu messen und welche Software bei der Verbesserung der Maßnahmen hilft.

Für die zweiteilige Studie befragten wir 2.748 Mitarbeiter aus 11 Ländern* aus Unternehmen, mit einer Unternehmenswebseite in den Bereichen E-Commerce, Website-Design/UX, IT, Marketing, Kundendienst und Support/Vertrieb. Aus Deutschland wurden 250 Studienteilnehmer befragt, auf deren Antworten sich dieser Artikel konzentriert.

Für die zweiteilige Studie befragten wir 2.748 Mitarbeiter aus 11 Ländern* aus Unternehmen, mit einer Unternehmenswebseite in den Bereichen E-Commerce, Website-Design/UX, IT, Marketing, Kundendienst und Support/Vertrieb. Aus Deutschland wurden 250 Studienteilnehmer befragt, auf deren Antworten sich dieser Artikel konzentriert.

Highlights der Studie:
  • In 73 % der Unternehmen werden sich Investitionen in die digitale Barrierefreiheit in den nächsten 12 Monaten erhöhen. 
  • 38 % der Unternehmen, die Funktionen der digitalen Zugänglichkeit anbieten, verzeichnen einen höheren Umsatz. 
  • 54 % nutzen KI-gesteuerte Lösungen, um die digitale Barrierefreiheit zu verbessern.

Es sind erhöhte Investitionen in die digitale Barrierefreiheit in den nächsten 12 Monaten geplant

Die digitale Zugänglichkeit ist in den meisten Unternehmen, zumindest teilweise, bereits gegeben. 56 % der Befragten geben an, dass die Webseite ihres Unternehmens etwas barrierefrei ist, wohingegen 24 % sie als sehr barrierefrei bezeichnen. Lediglich ein Fünftel der Webseiten sind überhaupt nicht barrierefrei.

Unternehmen nehmen die Aufgabe, digitale Barrierefreiheit (weiter) zu fördern ernst. In einem Großteil der Unternehmen (73 %), die digitale Zugänglichkeitsfunktionen anbieten, sind erhöhte Investitionen im nächsten Jahr geplant.

Mehr Unternehmen, die digitale Barrierefreiheitsfunktionen anbieten, lagern die Implementierung digitaler Barrierefreiheitsfunktionen an einen Drittanbieter oder Berater aus (37 %), als dass sie ihre eigenen Mitarbeiter und Ressourcen damit beauftragen, dies intern zu tun (32 %). 29 % der Unternehmen geben an, dass sie über eine Kombination aus internen und ausgelagerten Ressourcen verfügen.

Das Hauptziel der Bemühungen um die Zugänglichkeit ist dabei das Nutzererlebnis für die Website oder App des Unternehmens zu verbessern. Im nächsten Abschnitt schauen wir uns an, welche Vorteile Unternehmen davon haben, wenn das Nutzererlebnis verbessert ist.

38 % der Unternehmen verzeichnen durch ihre Bemühungen einen höheren Umsatz

Bei jeder Unternehmensentscheidung werden die monetären und nicht-monetären Vorteilen gemessen. 

Studie Barrierefreiheit: Barrierefreie Websiten sparen Kosten und erhöhen den Umsatz

Die nicht monetären Vorteile der digitalen Zugänglichkeit

Barrierefreie Websites sollen allen Nutzern das Gefühl geben, wertgeschätzt und willkommen zu sein, was zu einer stärkeren emotionalen Bindung an die Marke und zu einer größeren Kundentreue führt. Menschen mit Behinderungen, die positive Erfahrungen machen, werden eher wiederkommen und das Unternehmen weiterempfehlen. Auch Kunden ohne Behinderung finden sich auf Webseiten, die Funktionen der Zugänglichkeit implementiert haben, besser zurecht und kommen gerne wieder. Nutzer schätzen es, wenn Unternehmen auf Inklusion achten und zeigen dies häufig durch positive Interaktionen in sozialen Medien. Eine positive Wahrnehmung in den sozialen Medien stärkt die Markenbekanntheit und das Image. Unternehmen, die sich für digitale Barrierefreiheit einsetzen, können zusätzlich Auszeichnungen und Anerkennungen erhalten. Dies stärkt das Ansehen des Unternehmens und kann zu einer positiven Berichterstattung in den Medien führen.

Die monetären Vorteile der digitalen Zugänglichkeit

38 % der befragten Teilnehmer berichten von höheren Umsätzen/Konversionsraten, seit dem die Funktionen der digitalen Barrierefreiheit implementiert wurden sind. Das liegt einerseits daran, dass Webseiten und Online-Shops weniger Kunden verlieren, die sich auf Grund einer Behinderung oder hohen Alters auf der Webseite nicht zurecht finden und den beabsichtigten Kauf nicht abschließen. Barrierefreie Webseiten erleichtern jedoch nicht nur den Kaufprozess für diese Nutzer, sondern alle Nutzer können einfacher auf der Seite navigieren und erfahren ein positiveres Kunden und Einkauferlebnis. Weiterhin sind barrierefreie Webseiten für Suchmaschinen besser zu crawlen und zu indexieren. Dies führt zu besseren Platzierungen in den Suchergebnissen und somit zu mehr organischem Traffic und wiederum höheren Umsatzzahlen.

Auf den ersten Blick scheinen Investitionen in Barrierefreiheit beträchtlich zu sein. 28 % der Studienteilnehmer gaben jedoch an, dass die Umsetzung digitaler Barrierefreiheit ihnen geholfen hat, erhebliche Kosten einzusparen. So können beispielsweise rechtliche Auseinandersetzungen vermieden werden, die durch nicht barrierefreie Webseiten entstehen können. Zudem reduzieren barrierefreie Webseiten die Anzahl der Anfragen an den Kundensupport, da alle Nutzer die Informationen, die sie benötigen, leichter finden.

Ein Ausflug zu nachhaltigen Webseiten
Das Thema nachhaltige Webseiten gewinnt an Bedeutung, da immer mehr Menschen Wert auf umweltbewusstes Handeln legen und Unternehmen ihr Image durch nachhaltige Praktiken verbessern möchten. Im Grunde geht es beim Thema Nachhaltigkeit auf Webseiten darum, Websites zu erstellen, die Rücksicht auf uns Menschen und den Planeten nehmen. Ziel ist dabei hauptsächlich, den Energieverbrauch und die Ressourcenbelastung durch die Website zu reduzieren. Jedoch kann auch das Implementieren von Zugänglichkeit im weiteren Rahmen als Maßnahme für zukunftsorientierte und nachhaltige Webseiten zählen.

Wie Unternehmen ihre Erfolge messen

Es gibt vier wichtige Metriken, die von Unternehmen verwendet werden, um den Erfolg ihrer Bemühungen um digitale Barrierefreiheit zu messen.

Studie Barrierefreiheit auf Websites: Mit welchen Metriken Unternehmen den Erfolg ihrer Anstrengungen messen

Metrik 1: Kundenfeedback

Regelmäßige Umfragen, sowohl direkt auf der Website als auch per E-Mail und Social Media, können wertvolle Einblicke in die Nutzererfahrung liefern. Unternehmen können gezielt nach der Wahrnehmung der Barrierefreiheit, nach spezifischen Schwierigkeiten und nach Verbesserungsvorschlägen fragen. Über die Hälfte der Unternehmen (56 %), die Funktionen der Zugänglichkeit auf ihrer Webseite implementiert haben, messen den Erfolg dieser durch Kundenfeedback.

Umfrage-Tools ermöglichen es Unternehmen, schnell und kostengünstig Feedback von Kunden und Mitarbeitern einzuholen. Durch die Analyse der Ergebnisse können Unternehmen ihre Produkte, Dienstleistungen und Prozesse gezielt verbessern und so die Kundenzufriedenheit steigern.

Metrik 2: Website-Performance 

Mithilfe von Webanalyse-Tools können Unternehmen die Anzahl der Seitenaufrufe und eindeutige Besucher verfolgen. Dazu gehören Daten zur Identität, wie sie die Website gefunden haben, welchen Weg sie durch die Website einschlagen und welche Aktionen oder Klicks sie dort durchführen. Achte auf Veränderungen nach der Implementierung von Barrierefreiheitsmaßnahmen, um die ​​Effektivität zu sehen. Heatmaps können zeigen, wie Nutzer mit der Website interagieren und wo es Raum für Verbesserungen gibt.

Weiterhin kannst du dir die Absprungrate und Verweildauer anschauen. Eine sinkende Absprungrate kann darauf hinweisen, dass Nutzer die Inhalte länger auf der Seite verweilen und die Navigation intuitiver finden. Eine längere Verweildauer deutet auf eine höhere Nutzerzufriedenheit hin.

Metrik 3: Vertriebsleistung/finanzieller Erfolg

Vergleiche den Umsatz vor und nach der Einführung von Barrierefreiheitsmaßnahmen und berechne die Kundenbindungsrate (Customer Retention Rate) und vergleiche diese mit früheren Zeiträumen. Hierfür kannst du einfach deinERP-System oder dein CRM-System verwenden.

Metrik 4: Leistung des Kundensupports/Helpdesks

Verfolge die Anzahl der eingehenden Tickets, die sich auf Barrierefreiheitsfragen beziehen und messe die durchschnittliche Antwortzeit auf Anfragen, die sich damit befassen. So kannst du den Erfolg deiner Bemühungen und Verbesserungen der Zugänglichkeits-Funktionen messen. Zusätzlich kannst du die Anzahl der Tickets messen, die sich auf die Schwierigkeit der Navigation oder des Kaufabschlusses beziehen, um zu sehen, ob alle Nutzer weniger Probleme nach der Implementation der Funktionen haben. Hierfür kannst du Help-Desk-Software oder Issue-Tracking-Software verwenden.

Durch die regelmäßige Messung und Analyse dieser Metriken können Unternehmen ihre Barrierefreiheitsmaßnahmen kontinuierlich optimieren. Die gesammelten Daten dienen weiterhin als Nachweis für die Wirksamkeit der Maßnahmen und können bei Audits oder Rechtsstreitigkeiten hilfreich sein.

54 % nutzen KI-gesteuerte Lösungen, um die digitale Barrierefreiheit zu verbessern

Wir haben gesehen, wie Unternehmen den Erfolg ihrer Verbesserungen messen können und welche Software sich dafür am besten eignet. Zum Schluss schauen wir uns noch an, mit welchen Technologien Unternehmen die digitale Barrierefreiheit auf ihrer Webseite verbessern können.

Studie Barrierefreiheit auf Websites: Welche Technologien Unternehmen nutzen, um die digitale Barrierefreiheit zu verbessern

KI bietet ein großes Potenzial, um die digitale Barrierefreiheit zu verbessern. Über die Hälfte der Unternehmen (54 %) setzen KI-gesteuerte Lösungen ein, um ihre Bemühungen in die Zugänglichkeit zu verbessern.

Es gibt einige Möglichkeiten wie KI zur Unterstützung eingesetz werden kann. Hier sind ein paar Beispiele:

  • Sprachassistenten: Diese nutzen natürliche Sprachverarbeitung, um Benutzeranfragen zu verstehen und darauf zu reagieren. Sie können Websites navigieren, Informationen suchen und Aufgaben ausführen, indem sie mit dem Benutzer sprechen oder Text vorlesen.
  • Automatische Untertitel: Durch die automatische Erstellung von Untertiteln werden Videos und Audios für gehörlose oder schwerhörige Nutzer verständlich gemacht. 
  • Objekt- und Szenenerkennung: KI kann Objekte und Szenen in Bildern identifizieren und beschreiben. Dies ermöglicht eine detailliertere Beschreibung von Bildern und erleichtert das Verständnis für Menschen mit kognitiven Einschränkungen.
  • Zusammenfassung von Inhalten: KI-Algorithmen können lange Texte zusammenfassen, ohne den Kerninhalt zu verlieren.
  • Bewegungsanalyse: KI kann Bewegungen analysieren, um Benutzerschnittstellen anzupassen und die Interaktion mit Geräten zu erleichtern.

Neben KI, gibt es weitere Tools, die in den meisten Unternehmen vorhanden sind (wie ein CMS oder Zahlungssystem). Unternehmen können die Funktionen dieser Tools so nutzen, dass sie die Zugänglichkeit für Kunden zu erhöhen. 

  • Tools zum automatischen Prüfen und Testen der Barrierefreiheit analysieren den Quellcode einer Website auf mögliche Barrierefreiheitsfehler. Sie überprüfen beispielsweise, ob alle Elemente beschriftet sind oder ob Farbkontraste ausreichend sind. Unternehmen können mit diesen Tools die Website interaktiv testen und spezifische Aspekte der Barrierefreiheit bewerten.
  • Software zur Website-Erstellung können ebenfalls helfen, die Maßnahmen der digitalen Barrierefreiheit zu verbessern. Einige Website-Builder bieten integrierte Funktionen zur Verbesserung der Barrierefreiheit, wie beispielsweise die Möglichkeit, alternative Texte zu Bildern hinzuzufügen, Überschriften richtig zu strukturieren und Farbkontraste anzupassen. 
  • Durch den gezielten Einsatz von Software zur Erstellung von Inhalten können Unternehmen sicherstellen, dass ihre Inhalte für alle zugänglich sind. Die Software kann beispielsweise dabei helfen, komplexe Texte zu vereinfachen und in eine klare und verständliche Sprache zu übersetzen. Dies ist besonders wichtig für Menschen mit Lernschwierigkeiten.
  • Zahlungsverarbeitungs- oder Kassensystemehelfen bei Zugänglichkeitsinitiativen, in dem sie versuchen sicherzustellen, dass Nutzer mit verschiedenen Eingabemethoden (z.B. Tastatur, Touchscreen) problemlos Zahlungen durchführen können. Die Systeme sollten in verschiedenen Sprachen und mit unterschiedlichen Sprachausgaben verfügbar sein.

Mit den genannten Software-Tools können verschiedene Aspekte der digitalen Barrierefreiheit verbessert werden, von der automatisierten Überprüfung bis zur manuellen Anpassung von Inhalten.

Eine Investition, die sich lohnt  

Unsere Studienergebnisse zeigen, dass sich Investitionen in die digitale Barrierefreiheit bezahlt machen. Die Kundenorientierung steht immer mehr im Vordergrund. Eine Webseite oder App benutzerfreundlich und leicht navigierbar zu gestalten ist nicht nur wichtig, um sie für Menschen mit Behinderungen nutzbar zu machen, sondern erhöht allgemein das Nutzererlebnis und die Kundenzufriedenheit. Das sehen Unternehmen direkt an höheren Umsatzzahlen und Kosteneinsparungen beispielsweise im Bereich des Kundensupports. Auch das Markenimage und die Kundenbindung profitieren von den Maßnahmen.

Unternehmen sollten sich bemühen die Maßnahmen so nützlich wie möglich für ihre Nutzer zu gestalten und kontinuierlich zu verbessern. Um das zu schaffen ist regelmäßiges Kundenfeedback sowie das Messen und Evaluieren der Verbesserungen entscheidend.

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Methodik

Die Umfrage zur digitalen Barrierefreiheit von Capterra wurde im Juli 2024 unter 2.748 Befragten in den USA (n=250), Kanada (n=250), Brasilien (n=250), Mexiko (n=250), Großbritannien (n=250), Frankreich (n=248), Italien (n=250), Deutschland (n=250), Spanien (n=250), Australien (n=250) und Japan (n=250) durchgeführt. Ziel der Studie war es, die Bemühungen der Unternehmen um digitale Barrierefreiheit zu verstehen. Die Befragten wurden daraufhin überprüft, ob sie in Vollzeit oder Teilzeit in den Bereichen E-Commerce, Website-Design oder UX, IT, Marketing, Kundendienst und Support oder Vertrieb tätig sind. Zu den Befragten gehörten auch Geschäftsinhaber oder Führungskräfte. Alle Befragten müssen angeben, dass sie eine Unternehmenswebsite haben.