Ich weiß, es ist eine Binsenweisheit, aber es ist einfach wahr: Spiele machen Spaß.

Menschen lieben Spiele. Als Kinder spielen wir, um zu lernen, uns die Zeit zu vertreiben, Beziehungen zu Gleichaltrigen und Erwachsenen aufzubauen und langweilige Aufgaben interessanter zu machen.

Die Menschheit spielt schon seit 3100 v. Chr. Heute sind Spiele eine viele Milliarden Dollar schwere Branche, ob am Computer oder in Form von Brettspielen. Man liest regelmäßig von Menschen, die spielsüchtig werden, und pathologisches Spielen ist auch psychologisch als Suchterkrankung anerkannt.

Gamification am Arbeitsplatz

Vielen kleinen Unternehmen fällt es schwer, ihre Angestellten an sich zu binden, zu motivieren und ihnen zu großer Zufriedenheit mit ihrem Job zu verhelfen. Könnte man da nicht Spiele nutzen, um für mehr Spaß bei der Arbeit zu sorgen?

Ich glaube, dass Talent-Management-Software sehr stark von Gamification profitieren könnte – wie insgesamt vermutlich so ziemlich alles im Unternehmen.

Warum funktioniert Gamification so gut?

Bei der Gamification werden Lern- oder Arbeitsaktivitäten eher wie Spiele gestaltet. So werden sie unterhaltsamer und erscheinen lohnender. Gamifizierte Elemente sind üblicherweise visuell ansprechend gestaltet und es gibt Punkte, Belohnungen oder Preise für gute Leistungen oder die Erledigung bestimmter Aufgaben.

Vielleicht fragst du dich jetzt: „Was soll das überhaupt? Arbeit ist schließlich kein Spiel.“

Mag sein, aber das heißt nicht, dass man von Spielen und ihren vielen Vorteilen nichts lernen kann. Das Gabler Wirtschaftslexikon definiert Gamification als „die Übertragung von spieltypischen Elementen und Vorgängen in spielfremde Zusammenhänge mit dem Ziel der Verhaltensänderung und Motivationssteigerung bei Anwenderinnen und Anwendern“.

Genau die Faktoren, die Spiele so spaßig machen und dafür sorgen, dass wir uns gut fühlen, wenn wir gewinnen, greifen auch bei der Gamification am Arbeitsplatz. Immer, wenn man einen neuen Rekord erreicht oder einen Erfolg freischaltet, setzt das Gehirn Dopamin frei (ein Hormon, das bewirkt, dass man sich gut fühlt).

Wenn jedes Mal Dopamin ausgeschüttet wird, wenn du bei einer Aufgabe Erfolg hast, verknüpft dein Gehirn Erfolge und Errungenschaften bei der Arbeit mit positiven Gefühlen.

Computerspiele sorgen mit Fortschrittsbalken, Leveln, Ranglisten und seltenen Erfolgen, die du freischalten kannst, für eine besonders hohe Dopaminausschüttung. Gleichzeitig stehst du immer wieder vor Herausforderungen wie Rätseln oder Kämpfen, aber auch diese Herausforderungen machen Spaß und sorgen dafür, dass der Erfolg sich noch besser anfühlt.

Wenn jetzt noch weitere Elemente wie lustige Abzeichen, klare visuelle Fortschrittsanzeigen oder das Erstellen eines eigenen Avatars dazukommen, wird die Arbeit durch Gamification ganz schnell viel weniger langweilig, motivierender und dankbarer. Herausforderungen, Bestenlisten und Belohnungen im Spiel stärken die Motivation von Angestellten und ihre Bindung an das Unternehmen: Es gibt bereits Studien, die erwiesen haben, dass Gamification funktioniert.

So sieht Gamification am Arbeitsplatz aus

Viele Unternehmen experimentieren bereits mit Gamification-Elementen, beispielsweise in dem arbeitsbezogenen Aufgaben eine bestimmte Anzahl Punkte zugewiesen wird. Durch das Erledigen von Aufgaben können Mitarbeiter*innen ihre Fortschrittsbalken wachsen lassen und neue Level freischalten.

Außerdem können sie Abzeichen für ihre Leistung erringen oder sich in einer Bestenliste mit Kollegen messen.

Gamification mit lustigen Abzeichen
Mit Mozilla Open Badges erstellte Abzeichen

Im Rahmen von Software zur Mitarbeiterbeurteilung haben diese Abzeichen oft zwei Funktionen: Sie sollen einerseits die Angestellten motivieren und andererseits die Leistungsbeurteilung einfacher und konkreter gestalten.

Auch in Schulungssoftware wird Gamification gern eingesetzt, beispielsweise indem für abgeschlossene Lektionen oder erfolgreich bestandene Tests Punkte vergeben werden.

Gamification bei Marriott
Spiel von Marriott Hotels

Selbst im Einstellungsprozess kann Gamification eine Rolle spielen. 2011 entwickelte die Hotelkette Marriott ein Facebook-Spiel, in dem die Spieler für das Management eines Hotels verantwortlich waren, um so potentielle Kandidaten für offene Stellen in ihren Niederlassungen in den USA zu identifizieren.

Wie sieht die Zukunft aus?

Spiele machen also süchtig, sie motivieren und sie können in Unternehmen sehr erfolgreich eingesetzt werden. Warum gamifizieren wir dann nicht einfach alles?

Natürlich kann man die Arbeit nicht einfach zu einem großen Videospiel machen und erwarten, dass es vorangeht. Man kann aber durchaus die Elemente nutzen, die Spiele so unterhaltsam und motivierend machen, und sie auf kreative Weise anwenden.

Gamification bei LinkedIn
Die gamifizierte Anzeige der Profilstärke in LinkedIn. Ja, auch das ist Gamification!

Bei Aufgaben, die in irgendeiner Weise zahlenmäßig darstellbar sind, kann der Einbau von Gamification-Elementen einfacher sein. In einem Callcenter kann man beispielsweise mühelos die Zahl der geführten Telefonate oder der erfolgreichen Geschäftsabschlüsse nachverfolgen und auch in Vertriebsteams ist Erfolg einfach messbar. Da ist es nicht schwer, gewissen Aufgaben oder zu erreichenden Meilensteinen Punkte und Level zuzuweisen.

Aber wie sieht das bei kreativer Arbeit aus? Wie kann man Recherche- oder Schreibarbeiten gamifizieren?

Zu diesem Zweck sucht man am besten einen Aspekt des Endprodukts, der klar definiert und nachverfolgt werden kann. Man könnte zum Beispiel schauen, wie häufig ein veröffentlichter Artikel gelesen oder in sozialen Netzwerken geteilt wurde. Verfolge diese Elemente mithilfe geeigneter Software, wandle Ziele in Level um, erstell eine farbenfrohe Fortschrittsanzeige und lass deinen Mitarbeiter*innen Pop-up-Benachrichtigungen anzeigen, wenn sie ein neues Level erreicht haben. Mehr ist zur Gamification gar nicht nötig!

Du fragst dich, wie du das in der Buchhaltung hinkriegen sollst? Zeige an, wie viel Geld die Angestellten deinem Unternehmen sparen. Im technischen Support? Verfolge nach, wie viele Probleme innerhalb von einer Woche behoben wurden. Beim Thema Mitarbeiterzufriedenheit? Mach eine Befragung unter deinen Angestellten und vergleiche die Ergebnisse mit denen aus dem letzten (oder dem nächsten) Jahr.

Mit  Gamification-Software kannst du dazu beitragen, dass sich das Erledigen von Aufgaben auch im echten Leben wie die Belohnung in einem Computerspiel anfühlt. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, dass die Gamification von der Arbeit selbst ablenken würde – es gibt also keinen Grund, sie nicht zu nutzen!

Was denkst du zur Gamification am Arbeitsplatz?

Hast du schon gute Erfahrungen damit gemacht? Hast du Softwaretipps oder möchtest du uns von deinem Lieblings-Brettspiel erzählen? Schreib einen Kommentar!