Haben Eltern bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf Probleme? Sind Männer und Frauen gleichermaßen mit den Schwierigkeiten konfrontiert? Und wie sehen Schwierigkeiten im Home-Office vs. an der Arbeitsstelle aus? Dies und mehr wurde in Capterra’s neuesten Studie untersucht.
In diesem Artikel
- Frauen und Männern fällt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ungefähr gleich schwer
- Im Home-Office ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf schwerer
- Welche Unterstützung Eltern von ihrem Unternehmen erhalten
- 77 % haben Schwierigkeiten Privat- und Arbeitsleben im Home-Office zu balancieren
- 31 % der Frauen haben Schwierigkeiten Arbeit und Privatleben im Home-Office zu trennen
- Mütter in der Arbeitswelt sind besonderen Schwierigkeiten ausgesetzt
- Wir haben folgende Tipps für Unternehmen zur Unterstützung von Familien
Für viele Arbeitnehmer/innen auf dem Arbeitsmarkt ist es eine tägliche Realität, Elternschaft und berufliche Verpflichtungen miteinander zu verbinden. Während in der Vergangenheit die sozioökonomische Entwicklung in erster Linie Männern offen stand, streben die berufstätigen Frauen von heute eine gleichberechtigte Karriere an. Haben sie mehr Probleme als Männer, ihre familiären Verpflichtungen und berufliche Verantwortlichkeiten in Einklang zu bringen? Wie kompliziert ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf heutzutage? Inwieweit sorgen neue Arbeitsmodelle für den Ausgleich?
Diese Fragen und vieles mehr beantworten wir in dem zweiten Teil der Frauen am Arbeitsplatz Studie, die von Capterra im Januar 2023 unter 994 Beschäftigten durchgeführt wurde, darunter 515 Frauen und 479 Männer. In diesem Teil der Studie konzentrieren wir uns auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Eine vollständige Methodik befindet sich am Ende des Artikels.
Frauen und Männern fällt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ungefähr gleich schwer
55 % der Frauen fällt es schwer (sehr und etwas schwer zusammengenommen), Kinder und Beruf unter einen Hut zu bekommen. Bei den Männern sind es 52 %.
Wie wir in dem ersten Teil der Studie gesehen haben, arbeiten 92 % der befragten Männer auf Vollzeit-Basis, während diese Zahl bei Frauen nur bei 66 % liegt. 34 % der Frauen arbeiten in Teilzeit, während es bei den Männern nur 8 % sind. Vor allem Frauen mit Kindern arbeiten in Teilzeit, da sie sich um die Kinderbetreuung und den Haushalt kümmern müssen. Trotz dieser erheblichen Lücken könnte die Art des Arbeitsvertrags erklären, warum Männer in gleichem Maße Schwierigkeiten damit haben, Familie und Beruf zu vereinen, da sie sich nach dem Arbeitstag noch um Familienaufgaben kümmern müssen.
Unternehmen können Arbeitnehmern mit Kindern helfen, ihre beruflichen Anforderungen besser mit ihren persönlichen Verpflichtungen in Einklang zu bringen. Sie könnten z. B. ihre Zielvereinbarungsrichtlinien auf monatlicher statt auf täglicher oder wöchentlicher Basis überarbeiten, um den potenziellen Stress zu reduzieren, der mit der täglichen Höchstleistung verbunden ist. Eine weitere Option besteht darin, zu prüfen, ob das Arbeitsmodell (Präsenz, Remote oder Hybrid) die täglichen Herausforderungen, denen die Mitarbeitenden gegenüberstehen, so weit wie möglich berücksichtigt.
Im Home-Office ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf schwerer
Die Arbeit von zu Hause bietet viele Vorteile: Eltern sparen sich den Weg zur Arbeit und zurück, sie können Kinder früher von der Kita abholen, Haushaltsaufgaben wie Wäsche waschen auch während der Arbeitszeit erledigen, sich um Kinder kümmern, wenn diese krank sind und daheim bleiben müssen. Weiterhin kann gearbeitet werden, wenn man am fittesten ist (beispielsweise früh morgens, bevor das Büro aufmacht). Entgegen unserer Erwartungen und der vielen Vorteile haben jedoch Eltern, die vollständig oder teilweise zu Hause arbeiten, größere Schwierigkeiten, Verantwortlichkeiten in Bezug auf ihre Kinder und ihre beruflichen Verantwortlichkeiten unter einen Hut zu bringen. 65 % der Remote-Mitarbeiter geben an, dass es sehr oder etwas schwierig ist. Dagegen finden es “nur” 49 % der vor Ort arbeitenden Angestellten schwierig.
Welche Unterstützung Eltern von ihrem Unternehmen erhalten
Die Bereitstellung von Sozialleistungen, wie z. B. flexible Arbeitszeiten oder finanzielle Unterstützung für die Gesundheitsfürsorge, kann eine starke Botschaft an die Arbeitnehmer/innen vermitteln: Ihr ganzheitliches Wohlbefinden am Arbeitsplatz und außerhalb des Arbeitsplatzes ist ihrem Arbeitgeber wichtig.
Für berufstätige Eltern ist diese Unterstützung umso wichtiger, da sie ihnen helfen kann, die Belastungen, die mit der Betreuung ihrer Kinder verbunden sind, zu verringern. Dennoch geben nur 32 % aller Eltern an, dass sie Unterstützung von ihrem Unternehmen erhalten und damit zufrieden sind. 48 % erhalten eine gewisse Unterstützung, die aber nicht ausreicht, um ihren Bedarf zu decken, Arbeit und Privatleben in Einklang zu bringen und 20 % erhalten gar keine Unterstützungen (davon waren 18 % männlich und 23 % weiblich).
Die meisten Unternehmen unterstützen ihre Mitarbeitenden mit Kindern mit flexiblen Arbeitszeiten (immerhin teilweise flexibel), 36 % der befragten berufstätigen Eltern werden sogar mit komplett flexiblen Zeiten unterstützt. Ein zusätzlicher Bonus (32 %) und Kinderbetreuung (30 %) werden ebenfalls angeboten, was zeigt, dass sich die Mentalität ändert, aber noch nicht bei der Mehrheit der Unternehmen.
77 % haben Schwierigkeiten Privat- und Arbeitsleben im Home-Office zu balancieren
In den letzten Jahren hat sich das Home-Office etabliert, das unter anderem ermöglicht, die täglichen Fahrten zum Arbeitsplatz zu reduzieren und somit eine gewisse Flexibilität im Privatleben zu haben. Sorgt das Home-Office für mehr Ausgewogenheit für Arbeitnehmer/innen mit Kindern?
8 % unserer Studienteilnehmer arbeiten vollständig remote, 30 % in einem hybriden Arbeitsmodell und 62 % arbeiten ausschließlich vor Ort (z. B. im Büro, Geschäft, Fabrik, Lager usw.). Wir fragten die 38 %, die ganz oder teilweise von zu Hause arbeiten, wie schwer es ihnen fällt, Arbeits- und Privatleben zuhause im Gleichgewicht zu halten.
Auch hier sehen wir, dass sich beide Elternteile damit schwer tun, Arbeits- und Privatleben zuhause zu balancieren, es jedoch keine großen Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt. Im Durchschnitt sagen nur 23 % aller befragten Eltern, dass sie keine Schwierigkeiten im Home-Office haben. Unternehmen sollten Eltern unbedingt unterstützen und das Vereinen von Arbeit und Privatleben zuhause fördern.
31 % der Frauen haben Schwierigkeiten Arbeit und Privatleben im Home-Office zu trennen
Im Home-Office gibt es die strikte Trennung von Arbeits- und Privatleben nicht mehr. Wenn die Grenzen immer mehr verschwimmen, ist von Work-Life-Blending die Rede. E-Mails werden am Wochenende beantwortet und Kundenanrufe nach Feierabend angenommen. Dafür können Privatangelegenheiten auch während der offiziellen Arbeitszeit erledigt werden. Dies kann sich jedoch negativ auf das allgemeine Wohlbefinden des Einzelnen auswirken.
Knapp ein Drittel (31 %) der Frauen sind von Work-Life-Blending betroffen. Sie geben an, dass es ihnen schwer fällt, Arbeit und Privatleben zu trennen, wenn sie von zuhause aus arbeiten. Bei den Männern sind es dagegen 24 %.
Probleme, die bei den 31 % der Frauen aus dem Work-Life-Blending resultieren sind:
- Ich habe nie wirklich Feierabend (38 %)
- Meine Arbeitsqualität leidet gelegentlich, weil ich von Familie, Haustieren, Hausarbeit usw. umgeben bin (38 %)
- Ich arbeite Überstunden (29 %)
- Ich bin nicht sicher, ob ich meine vertraglich vereinbarten Stunden pro Woche erledige (29 %)
Die am Ende letzten Jahres eingeführte Zeiterfassungspflicht in Deutschland versucht sicherzustellen, dass Angestellte nicht zu viel arbeiten und Überstunden nicht erkannt/bezahlt werden bzw. nicht zu wenige Stunden vollbringen. Das Gefühl, nie Feierabend zu haben, ist eine Belastung, denen Mitarbeitende nicht ausgesetzt sein sollten. Mit Zeiterfassungssystemen können auch Projektarbeitszeiten getrackt werden. Angestellte können so die auf Projekte angewendete Zeit besser überblicken und ihre Zeit besser einplanen. Wenn sie sehen, dass sie an einem Tag bereits viele Aufgaben gemeistert haben, können sie den Laptop mit gutem Gewissen abschalten. Auch die weiter oben beschriebenen wöchentlichen Leistungsziele können dabei helfen, Stress im Home-Office zu reduzieren.
Mütter in der Arbeitswelt sind besonderen Schwierigkeiten ausgesetzt
In dem ersten Teil dieser Studie haben wir uns angeschaut, wie Frauen vs. Männer im Berufsleben abschneiden. Dabei fielen vor allem folgende Bereiche auf, mit denen Mütter im Berufsleben zu kämpfen haben.
Schwangerschaft und Sorge um Beruf
Ressourcen für schwangere Arbeitnehmerinnen können eine Reihe von Vorkehrungen umfassen, wie etwa flexiblere Arbeitszeiten oder die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten. 27 % der Mütter, die in einem Unternehmen arbeiteten, als sie schwanger wurden, sagten jedoch, dass sie keine Unterstützung erhielten, nachdem sie ihrem Arbeitgeber die Nachricht von ihrer Schwangerschaft mitgeteilt hatten. Weiterhin gaben 46 % der Frauen an, dass sie Sorge um ihren Arbeitsplatz hatten, als sie von ihrer Schwangerschaft erfahren haben.
Gehaltserhöhungen und Beförderungen
Wir fragten die Frauen unserer Studie, ob sie als Frau am Arbeitsplatz mehr Vorurteile/Diskriminierung bei Beförderungen und Gehaltserhöhungen erfahren haben. Wenn wir die Antworten der Frauen mit Kindern unter 18 Jahren, mit denen sie zusammenleben und die Antworten der Frauen ohne Kinder (bzw. ohne Kinder unter 18 Jahren) vergleichen, kann man feststellen, dass Frauen mit Kindern mehr mit Vorurteilen/Diskriminierung zu kämpfen haben, wenn es um Beförderungen und Gehaltserhöhungen geht. 36 % der Frauen mit Kindern stimmen der Aussage zu, dass sie mehr Vorurteile bei Beförderungen erhalten haben, im Gegensatz zu 19 % ohne Kinder. Bei Gehaltserhöhungen sind es sogar 40 % im Gegensatz zu 27 %.
Ausgrenzung aus Projekten
40 % der Frauen mit Kindern unter 18 Jahren stimmen der Aussage zu, dass sie bei Projekten häufiger ausgelassen werden, weil die anderen Teammitglieder annehmen, dass sie schon zu beschäftigt sind. Das könnte einer der Gründe dafür sein, warum Frauen bei Gehaltserhöhungen und Beförderungen schlechter abschneiden.
Wir haben folgende Tipps für Unternehmen zur Unterstützung von Familien
Zum Abschluss wollen wir Unternehmen und Personalabteilungen noch ein paar Tipps mit auf den Weg geben, wie sie Eltern unterstützen können.
- Sei transparent und offen, wenn es um die Unterstützung von werdenden und neuen Müttern in deinem Unternehmen geht. Biete Unterstützungsmöglichkeiten an, die Eltern bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie helfen, sei es durch flexible Arbeitszeiten, Kinderbetreuungsvereinbarungen oder andere Leistungen.
- Es ist hilfreich, ein Mitarbeiterhilfeprogramm (EAP) für Beschäftigte mit veränderten Familiensituationen bereitzuhalten. Wenn du deinen Arbeitsplatz so inklusiv und transparent wie möglich gestaltest, können sich schwangere Arbeitnehmerinnen unterstützt und engagiert fühlen.
- Biete berufliche Entwicklungsmöglichkeiten für alle Beschäftigten, indem du Weiterbildungs-, Ausbildungs- und Mentorenprogramme einrichtest. Fort- und Weiterbildungen während der Elternzeit sind eine gute Möglichkeit, um den Kontakt zum Unternehmen und zum Beruf bestehen zu lassen.
- Um genau herauszufinden, welche Ressourcen den berufstätigen Eltern in deinem Unternehmen helfen, musst du sie fragen. Jeder Arbeitsplatz ist einzigartig, und das Feedback der Beschäftigten ist der beste Weg, um sicherzustellen, dass die angebotenen Leistungen ihren individuellen Bedürfnissen entsprechen.
- Home-Office kann den Stress für berufstätige Eltern erhöhen, da ihre Kinderbetreuungspflichten mit ihrer Arbeit in Konflikt geraten können. Der Einsatz von Home-Office-Software und Projektmanagement-Tools kann es denjenigen erleichtern, ihre Arbeitsaufgaben zu verfolgen, zu organisieren und zu verwalten, die häufig zwischen privaten und beruflichen Verpflichtungen wechseln.
- Schaffe ein elternfreundliches Umfeld, das die Unterstützung berufstätiger Eltern zu einem zentralen Wert deines Unternehmens macht. Die Bereitstellung von Hilfsmitteln, die ihnen helfen, ihre Doppelrolle als Eltern und Arbeitnehmer zu bewältigen, die Einrichtung von Selbsthilfegruppen und die Organisation von Familientagen mit Veranstaltungen für Kinder sind alles wirksame Schritte.
- Überprüfe regelmäßig die Effizienz der Unterstützungsmaßnahmen, um zu sehen, wie gut sie den Mitarbeitern dienen, die sie brauchen.
Methodik
Um die Daten für diesen Bericht zu erheben, führte Capterra im Januar 2023 eine Online-Umfrage unter 994 Beschäftigten durch, darunter 515 Frauen (wovon 154 Kinder unter 18 Jahren haben, mit denen Sie zusammenleben) und 479 Männer (204 mit Kindern im Haushalt).
Die Teilnehmer wurden anhand der folgenden Kriterien ausgewählt:
- wohnen in Deutschland
- sind zwischen 18 und 65 Jahre alt
- vollzeit- und teilzeitbeschäftigt oder in Elternzeit
- arbeiten in einem Unternehmen mit mehr als einem Beschäftigten
- sind nicht als Praktikant/in tätig