Mitarbeiter schätzen gute Beziehungen am Arbeitsplatz. Durch die Organisation von Veranstaltungen und Teambuilding-Aktivitäten können Unternehmen eine positive Unternehmenskultur schaffen, ihre Talente binden und die Produktivität steigern. Das zeigt eine neue Capterra-Studie.
In diesem Artikel
- Die wichtigsten Einflussfaktoren der Arbeitszufriedenheit unter deutschen Angestellten
- Das Arbeitsmodell hat keinen Einfluss auf die Bedeutung von Freundschaften auf der Arbeit
- Knapp Drei Viertel der Mitarbeiter wollen an freiwilligen sozialen Veranstaltungen teilnehmen
- Wirkt sich die Mitarbeiterfluktuation auf Arbeitsfreundschaften aus?
- 3 Dinge, die Unternehmen tun können, um Arbeitsfreundschaften zu fördern
Personalleiter bemühen sich, die durch die Ausweitung von Remote- und Hybrid-Arbeitsmodellen immer weiter voneinander entfernten Mitarbeiter zusammenzubringen. Laut der Capterra-Umfrage zur Unternehmenskultur aus dem Jahr 2022, für die fast 1000 Beschäftigte aus Deutschland befragt wurden, sind Beziehungen zu Kolleginnen und Kollegen einer der wichtigsten Faktoren für die Zufriedenheit am Arbeitsplatz. Auch Teamevents sind für deutsche Mitarbeiter wichtig und können ein Element einer positiven Unternehmenskultur sein.
Highlights der Studie:
- Ein gutes Verhältnis zu den Kollegen ist nach der Bezahlung und Jobsicherheit einer der drittwichtigsten Einflussfaktoren der Arbeitszufriedenheit.
- Für 68 % ist es etwas oder sehr wichtig, Freundschaften oder andere enge soziale Beziehungen am Arbeitsplatz zu haben.
- Für 73 % ist es etwas oder sehr wahrscheinlich, dass sie in Zukunft an freiwilligen sozialen Veranstaltungen ihres Arbeitgebers teilnehmen werden.
Die wichtigsten Einflussfaktoren der Arbeitszufriedenheit unter deutschen Angestellten
Wir wollten wissen, was die wichtigsten Faktoren in Bezug auf die Arbeitszufriedenheit deutscher Angestellter sind.
Definition Arbeitszufriedenheit
Unter Arbeitszufriedenheit versteht man die Einstellung eines Arbeitnehmers seiner Arbeit gegenüber. Einflussfaktoren der Arbeitszufrieden sind beispielsweise die Vergütung, Arbeitsplatzsicherheit, das Verhältnis zu Kollegen und Vorgesetzten, eine ausgewogene Work-Life-Balance usw. Für Unternehmen führt die Arbeitszufriedenheit ihrer Angestellten zu mehr Effizienz und Engagement durch eine höhere Mitarbeiterbindung und letztendlich zu höheren Gewinnen.
Freundschaften auf der Arbeit sind wichtiger als die Work-Life-Balance
Die Beziehung zu Kollegen ist sogar wichtiger als die Work-Life-Balance oder eine Arbeit zu verfolgen, die einen interessiert oder begeistert.
In vielen Jobs sind Fähigkeiten gefragt, die auch in Freundschaften eine wichtige Rolle spielen, wie Vertrauen und Teamgeist. Es ist wichtig, dass sich Kollegen gegenseitig aushelfen und unterstützen und durch Teamarbeit zur besten Lösung kommen.
Das generelle Wohlbefinden am Arbeitsplatz wird durch gute Beziehungen erhöht, was sich positiv auf die Arbeit auswirkt. Auch die Produktivität der Mitarbeiter steigt durch Freundschaften auf der Arbeit, da sich Angestellte ihrem Team dann mehr verbunden fühlen und sich stärker engagieren.
8 bis 17 Uhr war gestern
In der Grafik fällt weiterhin auf, dass die Flexibilität bei der Arbeitszeit mit 26 % an sechster Stelle der Arbeitszufriedenheit aufgezählt wird. Das 8 bis 5 Uhr Arbeitsmodell, das leider noch in vielen Unternehmen vorherrscht, ist veraltet und Mitarbeiter wünschen sich flexible Arbeitszeiten. Dies ist etwas, das Personalabteilungen und Manager leicht umsetzen können, damit ihre Mitarbeiter zufriedener sind. Es können Kernarbeitszeiten eingeführt werden, in denen jeder erreichbar sein muss. Neben den Kernzeiten kann dann jeder seine Arbeit fertig machen, wenn er/sie am produktivsten ist.
Das Arbeitsmodell hat keinen Einfluss auf die Bedeutung von Freundschaften auf der Arbeit
Wir untersuchten, ob Freundschaften auf der Arbeit weniger wichtig sind für Mitarbeiter, die in einem hybriden Umfeld arbeiten, als für Mitarbeiter, die immer ins Büro oder an die Arbeitsstelle gehen. Wir konnten hier keinen großen Unterschied erkennen. 68 % der Mitarbeiter im Büro, Geschäft oder einem anderen zentralen Arbeitsort sind Freundschaften auf der Arbeit etwas (49 %) oder sehr wichtig (19 %).
Bei Arbeitnehmern, die angeben zeitweise in einem Büro, Geschäft oder anderen zentralen Arbeitsort und zeitweise remote oder im Homeoffice zu arbeiten sehen die Zahlen ähnlich aus: 71 % der Hybrid-Mitarbeiter finden Arbeitsfreundschaften wichtig, worunter 50 % sie etwas wichtig und 21 % sie sehr wichtig finden. Die Wichtigkeit von Freundschaften liegt hier sogar um 3 Prozentpunkte höher.
Bei Mitarbeitern, die nur Remote arbeiten, liegt die Zahl etwas niedriger, jedoch auch hier erstaunlich hoch. 59 % der Remote-Mitarbeiter finden Freundschaften wichtig, darunter 46 % etwas und 13 % sehr wichtig.
Für eine gelungene Zusammenarbeit auf Distanz ist es wichtiger denn je, einen guten Zusammenhalt im Team zu haben. Freundschaften aufzubauen ist schwerer, wenn man öfter von zu Hause aus arbeitet. Aus diesen Gründen könnte es sein, dass Mitarbeiter, die in einem hybriden Modell arbeiten, Freundschaften sogar mehr schätzen als Arbeitnehmer, die immer im Büro oder an der Arbeitsstelle sind.
Die Wichtigkeit von Freundschaften auf der Arbeit nimmt mit dem Alter ab
Weiterhin sind für 71 % der Männer Freundschaften am Arbeitsplatz wichtig, bei den Frauen sind es 66 %. Im Alter zwischen 36 und 45 werden Beziehungen am Arbeitsplatz am meisten geschätzt (74 % finden sie wichtig), gefolgt von den 18 bis 25-Jährigen mit 71 % und den 26 bis 35-Jährigen mit 68 %. Für Mitarbeiter über 46 Jahren werden Freundschaften zunehmend unwichtiger.
Unternehmen, die junge Talente anziehen wollen, sollten das auf jeden Fall versuchen, eine Arbeitsatmosphäre zu bilden, die Raum für Freundschaften lässt.
Knapp Drei Viertel der Mitarbeiter wollen an freiwilligen sozialen Veranstaltungen teilnehmen
73 % der Mitarbeiter geben an, dass es etwas oder sehr wahrscheinlich ist, dass sie in Zukunft an freiwilligen sozialen Veranstaltungen ihres Arbeitgebers teilnehmen werden. Das Interesse an sozialen Veranstaltungen ist da, jedoch haben knapp die Hälfte der Arbeitgeber keine Veranstaltung durchgeführt.
Immerhin geben 29 % der Mitarbeiter an, in ihrem aktuellen Job Teammitglieder oder Personen in ihrer Abteilung zu haben, die sie noch nie persönlich getroffen haben. Dies könnte sich durch Veranstaltungen ändern. Auf denen können sich vor allem auch Mitarbeiter kennenlernen, die nicht zusammenarbeiten. Und diejenigen, die normalerweise zusammenarbeiten, können sich auf eine informelle Art und Weise kennenlernen, was die Zusammenarbeit erleichtern kann.
Wirkt sich die Mitarbeiterfluktuation auf Arbeitsfreundschaften aus?
In 26 % der Unternehmen ist die Mitarbeiterfluktuation im Vergleich zu vor der COVID-19-Pandemie jetzt höher, das geben uns die befragten Mitarbeiter aus der Erfahrung in ihrem Unternehmen zur Auskunft. 43 % der Mitarbeiter stimmen der Aussage zu, dass die höhere Mitarbeiterfluktuation in ihrem Team oder ihrer Abteilung es für sie weniger lohnenswert gemacht hat, mit ihren Kollegen Zeit zu verbringen und sie kennenzulernen.
Beschäftigte in Branchen mit hoher Fluktuation wie dem Einzelhandel oder der Gastronomie sind daran gewöhnt, dass Menschen kommen und gehen. Aber da die Fluktuation auch in stabilen Branchen zu spüren ist, wird es für Mitarbeiter schwerer, Freundschaften am Arbeitsplatz aufzubauen.
3 Dinge, die Unternehmen tun können, um Arbeitsfreundschaften zu fördern
1. Soziale Interaktionen innerhalb der Arbeitsumgebung fördern
Um eine gute Beziehung zwischen Kollegen aufbauen zu können, ist es wichtig, dass sie Raum für Kommunikation haben. Wie kann dieser aussehen?
Im Büro
- Im Büro ist es wichtig, Pausenräume bereitzustellen, in denen Kollegen informelle Konversationen haben können.
- Es können auch Tischtennisplatten oder Tischfußball aufgebaut werden, um soziale Interaktionen zwischen Mitarbeitern zu fördern.
- Weiterhin können Unternehmen Aktivitäten fördern, an denen Mitarbeiter während der Arbeitszeit teilnehmen können. Hierzu könnte ein Buchclub gehören oder die Unterstützung einer gemeinnützigen Einrichtung. Die Bereitschaft, während der Arbeitszeit an sozialen Arbeitsbeziehungen zu arbeiten, ist deutlich höher als bei Aktivitäten, die nach der Arbeit stattfinden.
Hybrid
- Unternehmen können Mitarbeiter ermutigen, einmal im Monat oder Quartal zu einem Team-Lunch oder einer Veranstaltung vor Ort während oder nach der Arbeit zu kommen.
Zu Hause
- Für Angestellte, die von zu Hause aus arbeiten, kann ein digitaler Kaffee-Klatsch veranstaltet werden. Hier treffen sich die Mitarbeiter in einem Meetingraum mit ihrem Kaffee und können sich austauschen (über persönliche sowie berufliche Angelegenheiten).
- Das gemeinsame Spielen von Online-Games kann organisiert werden.
- Unternehmen könnten auch einen Club, der sich um ein bestimmtes Hobby dreht (Literatur, Musik, Kino…) ins Leben rufen und online veranstalten.
2. Veranstaltungen für die Mitarbeiter organisieren
Durch das Veranstalten von Teamevents können Unternehmen den Zusammenhalt und das Vertrauen untereinander stärken. Unternehmen können die Zufriedenheit der Mitarbeiter erhöhen, wodurch auch die Produktivität steigt. Auf dem harten Arbeitsmarkt von heute können Teamevents auch Unternehmen dabei helfen, sich als attraktiven Arbeitgeber zu präsentieren.
Es ist wichtig, dass die Events freiwillig bleiben. Wie unsere Umfrage zeigt, wurden 11 % auf soziale Events eingeladen, aber wollten nicht teilnehmen. Dies kann unterschiedliche Gründe haben, die akzeptiert werden sollten. Gründe dafür sind beispielsweise:
- Die Pandemie: Mitarbeiter haben Angst, dass keine Distanz auf der Veranstaltung eingehalten werden kann.
- Die Entfernung: Mitarbeiter wollen den weiteren Weg nicht anreisen oder selbst für die Fahrtkosten aufkommen. Unternehmen können sich überlegen, für die Kosten der Anreise aufzukommen.
- Die Art der Aktivität: Die geplante Aktivität ist nicht für alle geeignet (das kann bei einem Sportevent der Fall sein) oder nicht mit der Kultur oder den Interessen der Angestellten vereinbar.
- Der Zeitpunkt der Aktivität: Die Stunden außerhalb der Arbeit können unvereinbar mit dem Privatleben der Angestellten sein. Unternehmen sollten überlegen, Veranstaltungen während der Arbeitszeit zu organisieren, damit mehr Mitarbeiter daran teilnehmen können.
Ideen für Teamevents
- Gemeinsame Erlebnisse schweißen zusammen und geben Mitarbeitern Redestoff am nächsten Tag im Büro. Teams können an einem Krimidinner, einem Escape Room oder einer Weinwanderung teilnehmen.
- Auch ein Kochkurs oder ein Cocktail-Kurs sind immer beliebte Events bei Mitarbeitern. Generell kommt alles, was mit Essen und Trinken zu tun hat, bei einer Teamveranstaltung gut an.
- Sportliche Aktivitäten wie Pfeil- und Bogenschießen, Klettern oder Seifenkistenrennen sind weitere Ideen.
- Möchte dein Unternehmen lieber eine eigene Veranstaltung durchführen, haben wir auch ein paar Vorschläge: Ein Pub-Quiz (Fragen gibt’s im Internet), eine Schnitzeljagd oder einen eigenen Jahrmarkt.
3. Einen Onboarding-Buddy für neue Kollegen bestimmen
Unternehmen können kontaktfreudige und freundliche Mitarbeiter identifizieren, die sich um neue Kollegen kümmern. Hier geht es über berufliche Fragen hinaus: Der Buddy sollte dem neuen Kollegen das restliche Team vorstellen, ihn oder sie mit zum Mittagessen nehmen und im Büro herumführen. Der Buddy könnte der erste Freund des neuen Kollegen im Büro werden, wodurch er oder sie sich wohler fühlt und einen besseren Start in der neuen Arbeitsumgebung hat.
Welche Eigenschaften der Onboarding-Buddy haben sollte
- Der Buddy sollte Mentoring-Fähigkeiten haben und das auch gerne machen.
- Es ist entscheidend, dass der Buddy ein klares Verständnis der eigenen Rolle sowie der Rolle des neuen Kollegen hat. Die beiden sollten auf gleicher Hierarchieebene sein.
- Um als Buddy einen guten Job zu machen, braucht es Zeit. Manager sollten sicherstellen, dass der Buddy genug Zeit mitbringt bzw. Zeit schaffen, die mit der neuen Mentoring-Aufgabe verbracht werden können.
- Der Buddy sollte sehr kommunikativ sein und beliebt bei seinen anderen Teammitgliedern sein, so kann er den neuen Kollegen im Team vorstellen und seine sozialen Kontakte teilen.
Dieser Bericht ist der erste Teil einer Serie über Unternehmenskultur in der neuen Normalität. Der zweite Teil unserer Serie wird in Kürze erscheinen. Im zweiten Teil gehen wir der Frage nach, wie sich Hybrid- und Fernarbeit auf das toxische Verhalten von Mitarbeitern ausgewirkt hat.
Methodik:
Um die Daten für diesen Bericht zu sammeln, führten wir im Juni 2022 eine Online-Umfrage durch. In der Umfrage haben sich 993 Angestellte für die Teilnahme qualifiziert. Die Auswahlkriterien für die Teilnehmer lauten wie folgt:
- Die Teilnehmer sind zwischen 18 und 65 Jahre alt
- Haben ihren Wohnsitz in Deutschland
- Die Teilnehmer sind voll-oder teilzeitbeschäftigt und arbeiten in einem Unternehmen mit mindestens 6 Mitarbeitern