In Deutschland galt lange das Motto “nur Bares ist Wahres”. Durch die COVID-19-Krise hat sich das jedoch geändert. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt Bargeld zu vermeiden, wenn immer dies möglich ist. So entscheiden sich in Deutschland 39 % für bargeldloses Bezahlen, um das Infektionsrisiko zu minimieren. 

Bargeldlos bezahlen in Deutschland

Viele Geschäfte, die bisher nur Barzahlungen erlaubt haben, ermutigen jetzt sogar zur Zahlung per Karte. Andere Geschäfte nehmen überhaupt keine Münzen und Scheine mehr an. Am 15. April verdoppelte die Deutsche Kreditwirtschaft das Limit für die Kartenzahlung ohne PIN-Eingabe auf 50 Euro pro Nutzung, um “das berührungslose Bezahlen als hygienische Bezahlmethode in der aktuellen Situation zu unterstützen.” Neben der Kartenzahlung nimmt auch die Bezahlung mit dem Smartphone via virtueller Geldbörsen in der Krise zu. 

Inwieweit sich die Zahlungspräferenzen in physischen Läden durch die Krise geändert haben, untersucht eine neue Capterra Studie* mit über 1000 Teilnehmern.

Highlights der Studie:

  • 54 % der Deutschen haben eine mobile Zahlungs-App installiert. 
  • Die regelmäßige Bezahlung per mobiler Geldbörse ist in der Krise um 7 Prozentpunkte gestiegen.
  • Bargeld ist in Deutschland weiterhin das beliebteste Zahlungsmittel.
  • 38 % kaufen lieber in Geschäften ein, die bargeldloses Bezahlen anbieten, als bei Wettbewerbern, die dies nicht tun.

Mehr als die Hälfte der Deutschen haben eine virtuelle Geldbörse installiert

Eine virtuelle Geldbörse oder Mobile Wallet-App ist eine App, die auf einem Smartphone oder einer Smartwatch installiert wird. Sie speichert Zahlungskarteninformationen und kann für kontaktlose Zahlungen verwendet werden. Es handelt sich dabei nicht um eine mobile Banking-App, mit der Überweisungen getätigt werden können, sondern um eine App für das Bezahlen in Geschäften.

Die bekanntesten Apps sind Apple Pay für Apple-Nutzer und Google Pay für Android-Nutzer. Jedoch bieten auch Banken wie die Volks- und Raiffeisenbank, Sparkasse und Postbank Apps für das mobile Bezahlen an.

Kunden und Händler brauchen dafür ein NFC-fähiges Gerät, das nah an das Terminal gehalten wird. Der Kunde schaltet dann per Fingerabdruck oder Pin die Bezahlung frei. 

Capterra’s Studie zeigt, dass die virtuelle Geldbörse in Deutschland bereits vertreten ist. So geben 54 % an, eine Zahlungs-App installiert zu haben. Dabei nutzen 97 % ihr Smartphone für das mobile Bezahlen und 3 % eine Smartwatch. Jüngere Generationen nutzen mobile Wallet-Apps häufiger als Ältere. 

Die regelmäßige Bezahlung per virtueller Geldbörse ist in der Krise auf 61 % gestiegen

Die regelmäßige Bezahlung via mobile Wallet steigt während der Krise um 7 Prozentpunkte. Die größten Vorteile sind die Einfachheit der Bezahlung und die kontaktlose Bezahlung. Während einer Transaktion ist kein physischer Kontakt erforderlich (z. B. muss bei der Zahlung mit dem Smartphone keine PIN eingegeben werden). 

Kontaktlos Bezahlen via Smartphone in der Krise

So nutzen 35 % mobile Zahlungs-Apps, da sie die schnellste Art des Bezahlens sind. 29 % der Nutzer geben an, virtuelle Geldbörsen aus gesundheitlichen Gründen zu nutzen, da komplett kontaktloses Bezahlen möglich ist (keine Eingabe der Pin wie bei der Kartenzahlung). 

40 % der Deutschen bevorzugen immer noch Bargeld

Die Barzahlung ist immer noch die beliebteste Zahlungsart in Deutschland – und das bei allen Altersgruppen. 

Für viele Deutsche ist der Umgang mit Bargeld nicht nur eine persönliche Vorliebe, sondern ein kultureller Wert, mit dem sie aufgewachsen sind. Die seit langem bestehende Vorliebe für Bargeld “beruht auf einer zugrundeliegenden Vorliebe für das vermeintlich Konkrete gegenüber dem Abstrakten”, erklärt der Dortmunder Historiker Robert Muschalla der BBC

Bargeldlos bezahlen liegt in Deutschland hinten

59 % der Deutschen geben an, dass sie Barzahlungen bevorzugen, da sie sicherstellen möchten, dass sie immer bezahlen können. So merkt ein Umfrageteilnehmer an: „Ich habe öfter schon erlebt, dass es zu technischen Ausfällen kam und nur noch Barzahlung möglich war.” 

Ebenfalls mangelt es an kontaktlosen Bezahlmöglichkeiten in verschiedenen Bereichen wie Nahverkehr, Parkscheinautomaten, kleinen Gastronomien, Straßenmärkten usw. So merkt ein anderer Umfrageteilnehmer an, dass für die bargeldlose Bezahlung „jeder auch auf Flohmärkten ein entsprechendes Gerät bräuchte.”

Auch die Angst vor versteckten Gebühren beim Bezahlen mit der EC- oder Kredit-Karte könnte ein Grund dafür sein, dass in Deutschland Barzahlungen so beliebt sind. Einer Auswertung von biallo.de zufolge kassiert jedes zweite Institut Gebühren fürs bargeldlose Bezahlen bis zu einem Höchstpreis von 0,70 Euro. Davon betroffen sind vor allem Kunden, die sich für preisgünstigen Basiskonten oder Onlinekonten entschieden haben.

Deutschland liegt, was das bargeldlose Bezahlen angeht, im Vergleich zu seinen Nachbarländern weit hinterher. In den Niederlanden ist die Debitkarte mit 53 % und in Frankreich mit 56 % die beliebteste Zahlungsmethode. In Italien schafft es die Kreditkarte mit 30 % auf den ersten Platz.

Das bargeldlose Bezahlen steigt in der Krise

Trotz der Vorliebe zum Bargeld steigt in Deutschland die Nutzung von bargeldlosen Zahlungsmethoden durch die Krise. So geben in einer aktuellen Studie der Initiative Deutsche Zahlungssysteme e.V. 41 % aller Befragten an, jetzt häufiger mit ihrer Girocard zu bezahlen als vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie. Zählt man die Kreditkarten dazu, setzen 57 % aktuell vermehrt auf die Kartenzahlung.

Wir fragten nach den Gründen, sich für eine bargeldlose Zahlungsart zu entscheiden. Dies sind die meist genannten: 

1. Aus Sicherheitsgründen: Es muss kein Bargeld herumtragen werden, das gestohlen werden kann (46 %).

2. Zeitersparnis: 46 % möchten Zeit sparen und kein Bargeld abheben müssen.

3. Ausgabenverwaltung: Käufe mit bargeldloser Zahlung können leichter nachverfolgt und überblickt werden als Zahlungen mit Bargeld (41 %).

4. Gesundheitliche Gründe: 39 % vermeiden es, Bargeld zu verwenden, um das Infektionsrisiko zu minimieren.

5. Markentreue: 19 % nutzen bargeldlose Zahlungen (z. B. mit Kundenkarten/Treuekarten oder Apps bestimmter Marken), um Belohnungen von Marken zu erhalten, die sie mögen.

Gehen wir in Richtung bargeldlose Gesellschaft? 

Eine Welt ohne Bargeld? Für Staaten liegen die Vorteile einer bargeldlosen Gesellschaft auf der Hand. Illegale Transaktionen können aufgedeckt und Steuerbetrug sowie Geldwäsche reduziert werden.

Länder wie Finnland, Schweden und Großbritannien sind führend auf dem Weg in eine bargeldlose Gesellschaft. Sie führen bei der Häufigkeit an Kartenzahlungen, Smartphone-Durchdringung, beim mobilen und Internet-Banking sowie E-Commerce-Ausgaben.

In Deutschland geben 41 % an, dass sie sich generell in einer bargeldlosen Gesellschaft wohlfühlen würden. 

Wir wollten wissen, unter welchen Umständen Kunden bedenkenlos auf das Mitsichführen von Bargeld verzichten würden.

bargeldlose Gesellschaft Deutschland

Auch wenn der Trend immer weiter Richtung bargeldloses Bezahlen geht, werden wir in Deutschland (zumindest nicht in absehbarer Zeit) zu einer bargeldlosen Gesellschaft transformieren. „Wenn man im Einzelhandel auf die Annahme von Bargeld verzichten würde, hätte man deutliche Umsatzverluste“, glaubt Ulrich Binnebößel, Zahlungsverkehrsexperte des Handelsverbands Deutschland.

Weiterhin sorgt die Angst der Überwachung für Gegendruck. So geben 25 % der Umfrageteilnehmer, als Grund sich für Barzahlungen zu entscheiden an, dass Bargeld keine Spuren hinterlässt und anonym ist. Bei der mobilen Zahlung machen sich 49 % Sorgen um mögliche Sicherheitsverletzungen, durch die ihre Daten gestohlen werden könnten (Smartphone wird gestohlen oder gehackt). 

Warum kann man in vielen Geschäften nicht bargeldlos bezahlen?

In den Studienergebnissen können wir sehen, dass 68 % der Kunden sich mit bargeldlosen Zahlungsmethoden wohl fühlen würden, wenn über 70 % der Geschäfte bargeldlose Zahlungen akzeptieren. 

Worin liegt es, dass viele Händler in Deutschland immer noch keine Kartenzahlung akzeptieren?

1. Angst vor Kosten

Der Handel trägt die Kosten für bargeldlose Zahlungen. Dies ist nicht unbedingt teurer als die Verwaltung von Bargeld (z.B. der Bargeld-Transport), ist aber weniger transparent. Bezahlt der Kunde mit EC-Karte, wird der Händler mit 0,2 % der kassierten Summe belastet. Bei der Bezahlung mit der Kreditkarte wird es etwas teurer. Kreditkarten-Unternehmen fordern 0,3 % pro Kartenzahlung. Zusätzlich geben Geschäfte einen Prozentsatz pro Kartenzahlung an ihren Netzbetreiber ab. 

2. Die Suche nach der richtigen Software schreckt ab

Es gibt eine ganze Reihe an Kassensystemen, da kann ein Händler schon mal den Überblick verlieren. Weiterhin muss bei der Wahl der richtigen Software auf viele Faktoren geachtet werden. Akzeptiert das Kartenlesegerät alle gängigen Kreditkarten, ist es kontaktlos, kommen alle Mitarbeiter damit zurecht, wie hoch sind die monatlichen Kosten, ist das System mit der neuen Kassensicherungsverordnung 2020 konform? Das Auseinandersetzen mit diesen Fragen schreckt einige Händler ab.

3. Angst vor Ärger mit der Technik

Viele Händler scheuen die neue Technologie, haben Angst vor Ausfällen und Bedenken hinsichtlich der Datensicherheit. Wie ein Umfrageteilnehmer anmerkt „Je mehr Technik wir nutzen, desto mehr kann kaputtgehen oder einfach nicht funktionieren.” 

Es ist Zeit in kontaktlose Technologien zu investieren

Die Digitalisierung schreitet voran und das auch in Sachen bargeldloses Bezahlen. Der Fortschritt wird durch die COVID-19-Krise wesentlich beschleunigt. Auch wenn wir in Deutschland noch an unserem Bargeld hängen, wird es für Händler doch immer wichtiger bargeldlose Alternativen bereitzustellen. 

Es ist höchste Zeit das bargeldlose Bezahlen anzubieten und die Ängste der Händler zu überwinden:  

  • Händler sollten sich nicht vor versteckten Kosten scheuen, da sie Kreditkartenkosten auf ihre Preise aufschlagen können. Somit zahlen die Kunden indirekt für die bargeldlosen Methoden. 
  • Die Auswahl und Implementation des richtigen Kassensystems kann schon kompliziert sein. Doch die Umstellung lohnt sich. Immerhin kaufen 38 % lieber in Geschäften ein, die bargeldlose Zahlungen anbieten, als bei Wettbewerbern, die dies nicht tun.
  • Um dir bei der Wahl etwas unter die Arme zu greifen, haben wir eine Liste mit den top kostenlosen bzw. kostengünstigen Kassensystemen zusammengestellt.
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*Methodik der Umfrage:

Um die Daten für diesen Report zu sammeln, haben wir im Juli 2020 eine Online-Umfrage unter 1013 Teilnehmern durchgeführt. Qualifizierte Teilnehmer sind in Deutschland ansässig, über 18 Jahre alt und erfüllen eines der folgenden Kriterien: In Vollzeit angestellt, in Teilzeit angestellt, Freiberuflich tätig, Vollzeitstudium, im Ruhestand oder ich habe während der Krise meinen Job verloren. 55 % der Teilnehmer sind männlich und 45 % weiblich. Die Teilnehmer kommen aus verschiedenen Gehalts- und Altersklassen.