Die COVID-19-Pandemie hat weltweit enorme wirtschaftliche Auswirkungen, vor allem für kleine und mittlere Unternehmen. Von kurzfristigen Veränderungen, die Angestellten die Arbeit von zuhause aus ermöglichen, bis hin zu erhöhten Sicherheitsmaßnahmen wie VPN: Überall müssen Unternehmen schnelle und effektive Wege finden, um trotz der Krise ihr Geschäft am Laufen zu halten. Die Digitalisierung weltweit wird angekurbelt.
Bei alledem bleibt die Frage: Werden Unternehmen diesem Weg der Transformation weiter folgen oder bleibt am Ende alles wie zuvor?
Wir wollten mehr darüber erfahren, wie sich die Pandemie auf KMU, ihre Software-Kaufentscheidungen und ihre Zukunftspläne auswirkt. Dazu haben wir eine Umfrage unter 2.904 Personen durchgeführt, darunter Angestellte und Manager in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in Australien, Brasilien, Frankreich, Deutschland, Italien, den Niederlanden, Spanien und dem Vereinigten Königreich.
Für diesen Artikel haben wir die Antworten von 2.141 Teilnehmenden ausgewertet, die in ihrem Unternehmen eine Position im Management, leitenden Management oder als Inhaber innehaben. (Genauere Informationen zur Vorgehensweise stehen am Ende des Artikels.)
53 % der Unternehmen hatten keinen Business-Continuity-Plan
Das Business-Continuity-Management oder betriebliche Kontinuitätsmanagement ist definiert als:
„Das Entwickeln eines Plans für eines Worst-Case-Szenarios und die Festlegung dessen, wie sich das Unternehmen davon erholen wird.Zu den am häufigsten behandelten Szenarien gehören Naturkatastrophen wie Tornados und Brände, Stromausfälle, Cyberangriffe oder schwere Verletzungen von Angestellten.“
Die Coronakrise hat die Welt kalt erwischt und auch die meisten Unternehmen waren auf eine solche Situation nicht vorbereitet. Auf die Frage, ob ihr Unternehmen vor der Krise über einen Kontinuitätsplan verfügte, antworteten 53 % der Befragten mit Nein oder waren sich nicht sicher.
Unternehmen, die keinen Business-Continuity-Plan haben, riskieren allerdings enorme Verluste oder sogar die Schließung des Unternehmens. Die COVID-19-Pandemie macht deutlich, wie unvorhersehbar eine Krise sein kann, und ein Notfallplan ist in dieser Zeit sinnvoller und wichtiger als je zuvor.
Der Publizist Nassim Nicholas Taleb hat den Begriff der „ Black Swan-Theorie“ geprägt: Diese Theorie erläutert, welche extremen Auswirkungen unwahrscheinliche und unvorhersehbare externe Ereignisse haben können, auf die sich Unternehmen nur schwer vorbereiten können.
Ein Plan, mit dem du dich auf das Unplanbare vorbereitest, kann immens viel Zeit und Geld sparen – und vielleicht die Zukunft des Unternehmens retten. Die größten Vorteile eines Kontinuitätsplans sind folgende:
- Reduzierte Reaktionszeit bei Vorfällen
- Schnellere Wiederherstellung kritischer Funktionen
- Weniger falsche Entscheidungen in der ersten Zeit nach dem Vorfall
- Erfolgreiche Kommunikation mit Angestellten und Schlüsselpersonen während der Krise
61 % der Unternehmen glauben, nicht länger als 6 Monate weitermachen zu können
Die fehlende Vorbereitung vieler Unternehmen hat dazu geführt, dass mitten in der Pandemie auf die Schnelle Entscheidungen getroffen werden mussten, statt langfristig zu denken.
Dementsprechend glauben über 61 % der befragten Unternehmen, unter den aktuellen Umständen nicht länger als 6 Monate weiter bestehen zu können. In den befragten europäischen Ländern (Frankreich, Deutschland, Italien, Niederlande, Spanien und UK) sowie in Australien liegt dieser Prozentsatz bei 62 %.
Die EU sowie Bund und Länder bieten finanzielle Hilfen und Kredite an, um die durch die Pandemie verursachten Verluste abzufangen, doch für manche Unternehmen werden diese Verluste dennoch zu hoch sein und sie werden das Geschäft aufgeben müssen.
Die Digitalisierung hat für KMU noch immer keine Priorität
Die digitale Transformation wird wie folgt definiert:
„Wie Organisationen digitale Technologien nutzen.Mit digitaler Transformation kann nahezu jeder Aspekt eines Unternehmens verbessert werden, einschließlich Marketing, Außendienst, Kundenservice, Projektmanagement und Finanzmanagement.“
Auch wenn Unternehmen ihr Angebot als Reaktion auf COVID-19 angepasst haben, zeigen unsere Umfrageergebnisse, dass die Umstellung auf digitale Lösungen kurzfristig für KMU noch keine hohe Priorität hat.
Wir fragten nach der Priorität verschiedener Aspekte wie Mitarbeiterproduktivität, Markenimage oder kurzfristige Kundenbindung und die Befragten in Australien, Brasilien, Frankreich und Spanien stuften den Übergang zu digitalen Geschäftsprozessen als niedrigste Priorität ein.
In Deutschland, Italien und dem Vereinigten Königreich wurde das Sichern finanzieller Unterstützung als niedrigste Priorität eingestuft, in den Niederlanden das Verbessern des Markenimages.
Die Studie zeigt, dass in den meisten Ländern das Aufrechterhalten von Mitarbeiterproduktivität und Kundenbindung die höchste Priorität haben. In Brasilien und dem Vereinigten Königreich liegt die Hauptpriorität darin, das Social Distancing und lokale Hygiene- und Quarantäneregeln einzuhalten, gefolgt vom Aufrechterhalten der Mitarbeiterproduktivität.
Der Hauptfokus seit Beginn der Krise liegt bei 64 % der befragten Unternehmen auf Maßnahmen im Bereich Gesundheit und Sicherheit.
Auch das Umsetzen von Richtlinien für die Remote-Arbeit spielt eine zentrale Rolle (58 %). Sobald Unternehmen die entsprechenden Richtlinien eingeführt hatten, galt es, schnellstmöglich die benötigte Software zu implementieren, damit es möglichst geringe Unterbrechungen der Geschäftsabläufe gab und die Angestellten motiviert blieben.
48 % der Befragten haben seit Beginn der Krise in Software investiert
Fast die Hälfte der befragten Unternehmen haben seit Beginn der Krise in neue Software investiert. Brasilien (55 %), Spanien (55 %) und Italien (52 %) sind die drei Länder, in denen die größte Zahl der KMU aufgrund der Pandemie in neue Software investieren mussten.
Dies ist wenig überraschend: 35 % der Unternehmen benötigten neue Software für die Teamarbeit und 70 % konnten ihr Angebot ganz oder teilweise verändern und virtuell anbieten.
Remotedesktop-Software, Videokonferenzsoftware und Livechat-Software waren die drei am häufigsten aufgrund der Pandemie erworbenen oder recherchierten Softwaretypen.
Die Digitalisierung weltweit geht weiter: Die richtige Wahl bei Softwarekäufen nach COVID-19 treffen
Angesichts fehlender Geschäftskontinuitätspläne investierten die meisten befragten KMU in Software, die die Produktivität der Angestellten sicherstellen sollte.
Die Personen, die Software-Kaufentscheidungen treffen, können bei der Auswahl Hilfe gebrauchen. Unseren Umfrageergebnissen zufolge sind ein Drittel der Entscheidungsträger in KMU in der Bewusstseins- und Überlegungsphase: Sie wissen, welche Art von Software sie brauchen, aber müssen noch Produkte recherchieren, die ihren Geschäftsanforderungen entsprechen.
Wir fanden heraus, dass fast die Hälfte der Manager ihre Entscheidungen auf dem Preis (49 %), der Benutzerfreundlichkeit (46 %) und Nutzerbewertungen (37 %) basiert.
Was die Nutzerbewertungen betrifft, haben wir deutliche Unterschiede zwischen den Ländern festgestellt. Nutzerbewertungen wurden in den befragten europäischen Ländern (39 %) und Brasilien (45 %) als hilfreich bei Software-Kaufentscheidungen betrachtet. In Australien nannten jedoch nur 18 % der Befragten Nutzerbewertungen als hilfreich: Hier war die Benutzerfreundlichkeit (22 %) der Hauptfaktor.
Bewertungen und Erfahrungsberichte sollten in jeden Software-Kaufprozess einfließen. Rezensionen auf Seiten von Drittanbietern geben Einblicke in die Erfahrungen, die andere Unternehmen mit einer Software gemacht haben.
Software als Bestandteil der zukünftigen Unternehmensstrategie
Die COVID-19-Krise war für viele Unternehmen ein Schock und hat zu notfallmäßigen Softwareentscheidungen geführt, die helfen sollten, kurzfristig mit der Situation umzugehen. Nun werden die Beschränkungen vielerorts langsam wieder gelockert, die Arbeit wird zurück ins Büro verlagert und es wird Zeit, sich eine langfristigere Strategie zu überlegen.
Gartner teilt die Reaktion auf die Coronakrise in drei Hauptphasen ein:
- Reaktion: Handlungen als schnelle Reaktion auf eine Krise, die hauptsächlich der kurzfristigen Aufrechterhaltung der Unternehmenstätigkeit dienen.
- Erholung: Besser koordinierte Maßnahmen zur Stabilisierung des Betriebs. Dies kann spezifische Pläne dazu umfassen, den vor der Krise vorhandenen Geschäftsbetrieb wiederherzustellen und die hierfür vorhandenen Ressourcen zu analysieren.
- Erneuern: Ein besonders wichtiger Schritt ist das Lernen aus den Erfahrungen und der Aufbau von Resilienz für die Zukunft.
Wir haben gesehen, dass die Krise für viele Unternehmen große finanzielle Verluste oder sogar den Ruin bedeutete. Unternehmen können aus diesen Erfahrungen lernen und die während einer Krise gemachten Fehler analysieren, um einen soliden Notfallplan zu schaffen, mit dem sie bei der nächsten Krise besser vorbereitet sind.
* Methodik der Umfrage zur Digitalisierung weltweit
Zur Erfassung der Daten in diesem Report haben wir im Mai 2020 eine Online-Umfrage unter 2.904 Angestellten und Managern in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in Australien, Brasilien, Frankreich, Deutschland, Italien, den Niederlanden, Spanien und dem Vereinigten Königreich durchgeführt.