Nutzt du gelegentlich Google Street View? Dann weißt du, wie praktisch ein virtueller 360-Grad-Rundgang in manchen Situationen sein kann. Virtuelle Rundgänge und entsprechende Software gibt es schon seit einigen Jahren, doch seit der COVID-19-Pandemie kommt ihnen eine besondere Bedeutung zu. Trotz der unsicheren Zeiten wollen Menschen Wohnungen besichtigen, ihre Geschäfte fortführen, Kunst genießen oder vom nächsten Urlaub träumen können.
Ob Krise oder keine Krise: Auch in weniger turbulenten Zeiten kann räumliche Distanz immer wieder zu Schwierigkeiten führen, sodass virtuelle Optionen zur interessanten Lösung werden. Doch woraus genau besteht ein virtueller 360-Grad-Rundgang und wie kann man selbst einen gestalten, ohne viel Erfahrung auf dem Gebiet zu haben? Mit der richtigen Software braucht es nur ein paar Klicks, um loszulegen, egal ob du die Gänge eines Großhandelsgeschäfts oder die Wege eines Gartens virtuell zugänglich machen willst.
Der virtuelle 360-Grad-Rundgang: Ein visuelles Erlebnis mit zahlreichen Vorteilen
Mit Software für einen 360-Grad-Rundgang kann man Räume mithilfe einer 360-Grad-Aufnahme oder mehreren Fotos in 3D modellieren, personalisieren und mit interaktiven Funktionen versehen. Die auf diese Weise geschaffenen virtuellen Räume können über Computer oder Mobilgeräte „besucht“ und betrachtet werden.
Du kannst ein 360°-Video erstellen, sodass man sich in dem Video bewegen kann, oder mit virtueller Realität ein noch immersiveres Erlebnis schaffen.
Virtuelle Rundgänge sind viel mehr als nur eine technische Spielerei: Sie bieten eine Menge Vorteile und die verfügbaren Softwarelösungen überbieten sich gegenseitig in ihrer Kreativität und dem Funktionsumfang.
Das sind die größten Vorteile eines virtuellen 360-Grad-Rundgangs (branchenunabhängig):
Für Unternehmen:
- Wenig Material benötigt
- Niedrige bis moderate Kosten bei einer hohen möglichen Rentabilität
- Potentielle virale Verbreitung in sozialen Netzwerken
- Mehr Besuche und Klicks
- Analysierbare Besuchsstatistiken
- Verbesserte Referenzierung
- Permanenter Zugang
- Stärkung des eigenen Images
Für Kunden:
- Virtueller Zugang zu Orten, die weit entfernt oder für die Öffentlichkeit geschlossen sind
- Spaß an einem interaktiven, immersiven Erlebnis
- Umfassende Gratisinhalte
- Stärkeres Vertrauen in die Marke (Transparenz)
- Leichtere Entscheidungsfindung
Diese Branchen profitieren von einem virtuellen 360-Grad-Rundgang
Virtuelle Rundgänge bieten sich für die unterschiedlichsten Branchen und Bereiche an. Ob Ladengeschäfte, Ateliers, Agenturen, Fertigungsanlagen, Museen, Sehenswürdigkeiten oder Naturschutzgebiete: All das kann damit jederzeit virtuell erkundet werden.
In diesem Artikel wollen wir auf vier Branchen eingehen, die von einem 360-Grad-Rundgang besonders profitieren können.
Immobilienbranche
Schon 2017 ergab eine Ifop-Studie, dass 85 % der potentiellen Käufer*innen eine Immobilie gerne virtuell besichtigen würden, bevor sie sie physisch besuchen. Die französische, auf Immobilien-Websites spezialisierte Gruppe SeLoger bestätigt, dass Immobilien und Gründstücke fünfmal schneller verkauft werden, wenn eine virtuelle Besichtigung möglich ist.
Ein 360-Grad-Rundgang ist realitätsgetreuer als einfache Fotos, die die Perspektive verflachen, und kann einen Eindruck von der Größe und Anordnung der Räume verschaffen. Zusätzlich können Texte oder Audio- und Videokommentare zu interessanten Punkten eingefügt werden, genau wie Hotspots (Navigationspunkte), die den Weg weisen. Mit manchen Softwarelösungen kann man den Rundgang sogar live kommentieren und den Gesprächspartner oder die Gesprächspartnerin per Video einblenden.
Somit profitieren alle Beteiligten:
- Verkäufer*innen müssen nicht mehrfach die Immobilie ansprechend herrichten (was gerade bei Immobilien im Privatbesitz umständlich sein kann) und vor Ort anwesend sein. Der virtuelle Rundgang ist rund um die Uhr zugänglich.
- Die Interessenten müssen keinen bestimmten Besichtigungstermin einplanen oder riskieren, nach einer langen Anreise enttäuscht zu werden.
- Makler*innen können physische Besuche den Personen anbieten, die wirklich interessiert sind.
So sparen alle Zeit und Energie.
Industrie
Damit die eigenen Anlagen von Kund*innen besichtigt werden können, ist üblicherweise eine komplexe Logistik nötig – da ist es deutlich einfacher, stattdessen virtuell hindurchzuführen. Mit einem virtuellen Rundgang kannst du viel Zeit sparen und deine Werkstatt oder Fabrik auf moderne Weise präsentieren. Auch Orte mit strikten Sicherheitsvorkehrungen werden so plötzlich zugänglich.
Ein 360-Grad-Rundgang kann darüber informieren, wie Produkte hergestellt werden oder welche verschiedenen Tätigkeiten dabei eine Rolle spielen. Auch Schulungen für Angestellte können auf diese Weise unkompliziert durchgeführt werden, beispielsweise zu Sicherheits- und Hygienemaßnahmen. Gleichzeitig ist der virtuelle Rundgang eine Ressource, die du bei den unterschiedlichsten Gelegenheiten einsetzen kannst, etwa auf einer Messe oder Konferenz.
Immer beliebter wird auch der Industrietourismus: Viele Menschen interessieren sich dafür, genauer zu erfahren, wo Produkte herkommen und wie Industrieanlagen funktionieren. Ein virtueller Rundgang befriedigt diese Neugier und stärkt gleichzeitig dein Image als modernes Unternehmen.
Dabei darf es auch mal humorvoll zugehen: Diese norwegische Fabrik kombiniert interaktive 360°-Videos mit gespielten Szenen und Kommentaren.
Gastgewerbe
Nicht nur beim Immobilienkauf, sondern auch bei der Urlaubsplanung hilft es bei der Entscheidungsfindung, interessante Orte im Voraus virtuell zu besuchen.
Vermieter*innen von Ferienwohnungen profitieren davon, ihre Unterkünfte online ansprechend zu präsentieren und attraktiv zu machen. Selbst wenn jemand ein tolles Hotel oder einen paradiesischen Ort am anderen Ende der Welt vielleicht nie selbst besucht und sich nur virtuell in die Ferne träumt, kann das den Ort bekannter machen, vor allem, wenn der 360-Grad-Rundgang über Blogs oder soziale Netzwerke verbreitet wird.
Wer Ferienwohnungen mietet, kann sich bei einem virtuellen Besuch besser davon überzeugen, dass eine Unterkunft seinen Erwartungen entspricht, und unangenehme Überraschungen verhindern.
Tourismus und Kultur
Städte und Regionen haben die Gelegenheit, lokale Sehenswürdigkeiten und geschichtsträchtige Orte auch weit über die Umgebung hinaus bekannt zu machen und Besucher*innen nützliche Informationen zukommen zu lassen. Sie können einen kompletten interaktiven Reiseführer erstellen, mit allen wichtigen Orten, Öffnungszeiten, historischen Anekdoten und anderen Informationen. Auch Geschäfte, Kunstateliers oder Handwerksbetriebe können einen Einblick in ihre Räumlichkeiten gewähren und so interessierte Reisende zu sich locken.
Kulturelle Einrichtungen bekommen ganz neue Möglichkeiten, insbesondere wenn sie temporär oder permanent geschlossen oder nicht zugänglich sind: Museen, vergangene Ausstellungen, Orte, die nicht mehr existieren (wie die Street Art-Ausstellung im Tour 13 in Paris) oder berühmte Orte wie das Schloss Neuschwanstein können virtuell und meist kostenlos besucht werden, entweder per 360°-Rundgang oder per statischem Zugang zu den Sammlungen.
So bekommen Menschen aus aller Welt Zugang zu regionalem Wissen und Kultur. Nicht nur nationale Museen, sondern kulturelle Einrichtungen aller Größen können davon profitieren und sich ohne Einschränkungen durch Öffnungszeiten und Zugangsbeschränkungen national und international einen Namen machen.
Virtuelle Besuche sind noch nicht einmal auf die Erde beschränkt: Über Google Earth kannst du die Internationale Raumstation ISS besuchen und den Blick vom Beobachtungsmodul Cupola genießen!
Wie erstellt man einen virtuellen 360-Grad-Rundgang?
Falls du über professionelle oder semiprofessionelle Fotografieausrüstung verfügst, lohnt sich ihr Einsatz auf jeden Fall. Im Zweifelsfall lassen sich auch mit modernen Smartphones mittlerweile gute Fotos machen, doch für 360°-Aufnahmen sind ein Weitwinkelobjektiv und ein drehbares Stativ empfehlenswert.
Sobald du die Aufnahme auf der gewählten Plattform hochgeladen hast und sie verarbeitet wurde, wird sie üblicherweise in deiner Cloud gespeichert. Je nachdem, welche Funktionen die genutzte Software bietet, kannst du sie mit weiteren Medieninhalten anreichern.
Anschließend musst du den Link nur noch auf deiner Website einbinden oder direkt in sozialen Netzwerken teilen. Auch Google Maps macht es möglich, einen virtuellen Rundgang für einen Ort auf der Karte einzubinden.
Software für einen 360-Grad-Rundgang: 4 Tools für unterschiedliche Ansprüche
Wir möchten dir vier verschiedene Softwaretools vorstellen, mit denen du virtuelle Rundgänge für deine Immobilienagentur, Ferienhausvermietung, Werkstatt oder Galerie erstellen kannst. Unsere Auswahlkriterien findest du am Ende des Artikels. Die Softwaretools werden in alphabetischer Reihenfolge vorgestellt.
- Gesamtbewertung: 4,8/5 (37 Bewertungen)
- Gratisversion und kostenlose Testversion verfügbar
- Preis auf Anfrage
Concept3D bietet drei Modellierungsstile: virtueller Rundgang, interaktive Karte und 3D-Rendering. Die Plattform legt ihren Schwerpunkt auf Industriekomplexe, Universitätsgelände und Einrichtungen wie Krankenhäuser, ohne darauf beschränkt zu sein.
Das Ziel der Karten und Renderings ist es, eine klare Vorstellung von manchmal labyrinthartigen Anlagen zu vermitteln und dabei alle relevanten Informationen zur Verfügung zu stellen. Mit der „Wayfinding“-Funktion kann man seinen Weg planen und Echtzeitdaten können beispielsweise über den aktuellen Bestand in einem Lagerhaus informieren.
Ideal für: Industrie, komplexe Anlagen
Zentrale Funktionen:
- Interaktive virtuelle Rundgänge
- Interaktive Karten
- 3D-Rendering
- Raumanordnung
- Integration von Medien (Logos, Video, Audio, Texte, …)
- Datenintegration in Echtzeit
- Gesamtbewertung: 4,5/5 (103 Bewertungen)
- Gratisversion verfügbar
- Preis: Abonnement ab 19,99 € pro Person/Monat
EYESPY360 verwandelt Grundrisse in 3D-Modelle, die man aus allen Richtungen betrachten kann. Mit nur einem Klick landest du im gewünschten Raum. Für einzelne Details können Medien integriert werden, um etwas per Video zu präsentieren oder technische Details zu liefern. Animierte Pfeile zeigen ähnlich wie bei Street View den Weg.
Immobilienmakler können vorab aufgezeichnete Besichtigungstouren mit Audiokommentaren versehen oder Live-Besichtigungen mit integriertem Videoanruf anbieten. Für einen solchen virtuellen Rundgang wirst du vermutlich eine 360°-Kamera brauchen, doch die Plattform bietet auch an, ihn mithilfe von 2D-Fotos zu realisieren.
In den Nutzerbewertungen auf Capterra werden die Benutzerfreundlichkeit und die schnelle Funktionsweise positiv hervorgehoben.
Ideal für: die Immobilienbranche
Zentrale Funktionen:
- Integration von Medien (Logos, Video, Audio, Texte, …)
- Grundrisse
- Hotspots
- Integrierte Funktion zum Teilen in sozialen Netzwerken
- Integration von Videoanrufen
- Für virtuelle Realität optimiert
- Berichte zu Besuchen
- Gesamtbewertung: 4,5/5 (115 Bewertungen)
- Kostenlose Testversion verfügbar
- Preis: Ab 4,50 € pro Monat für 3 LiveTouren (2 € pro zusätzliche LiveTour)
Wenn du nicht in professionelle Ausrüstung investieren möchtest, bietet LiveTour für 45 € ein Set aus einem am Smartphone anbringbaren Weitwinkelobjektiv und einem elektrisch drehbaren Stativ.
Sobald du deinen Rundgang hochgeladen hast, musst du ihn nur noch personalisieren. Mit interaktiven „Hotspots“ navigierst du von Raum zu Raum und kannst den Grundriss in Echtzeit anzeigen, um dich zu orientieren. Über den integrierten „Teilen“-Button kannst du den Rundgang schnell an andere senden. Während eines Live-Besuchs kannst du auf dem Bildschirm Notizen hinzufügen und so deine Eindrücke festhalten.
Ideal für: Einsteiger*innen mit kleinem Budget
Zentrale Funktionen:
- Integration von Medien (Logos, Video, Audio, Texte, …)
- Grundrisse
- Hotspots
- Integrierte Funktion zum Teilen in sozialen Netzwerken
- Berichte zu Besuchen
- Direkte Anmerkungen
- Für virtuelle Realität optimiert
- Gesamtbewertung: 4,8/5 (46 Bewertungen)
- Gratisversion und kostenlose Testversion verfügbar
- Preis: Jahresabonnement für 35,10 € pro Monat, Monatsabonnement für 39 € pro Monat
Um My360 verwenden zu können, benötigst du eine 360°-Kamera (auf der Website von My360 erwerbbar). Anschließend musst du die Fotos nur noch auf der Plattform hochladen.
Das Seitenmenü ermöglicht es, den gewünschten Raum direkt zu betreten und den Besuch mit Kontakten zu teilen. Wie bei den anderen Tools aus dieser Liste kann der 360-Grad-Rundgang mit Logos, Videos und anderen nützlichen Informationen personalisiert werden.
Für Grundstücke und Immobilien von Privatpersonen schlägt die Software vor, zunächst nur einen kleinen Bereich für den virtuellen Rundgang zugänglich zu machen und die vollständige Besichtigung erst nach Ausfüllen eines Formulars zu ermöglichen. So erhalten nur diejenigen Zugang, die wirklich interessiert sind.
Ideal für: Gastgewerbe und Immobilienbranche
Zentrale Funktionen:
- Integration von Medien (Logos, Video, Audio, Texte, …)
- Integrierte Funktion zum Teilen in sozialen Netzwerken
- Berichte zu Besuchen
- Direkte Anmerkungen
- Für virtuelle Realität optimiert
- Unbegrenzte virtuelle Rundgänge
Methodik:
Diesem Artikel vorgestellten Produkte wurden nach folgenden Kriterien ausgewählt:
- Software, die 360-Grad-Rundgänge ermöglicht
- Gesamtbewertung von mindestens 4 von 5
- Größere Zahl an Nutzerbewertungen
- Gratisversion oder kostenlose Testversion verfügbar