Virtuelle Teambuilding Maßnahmen sind nicht gleich klassische Teambuilding Maßnahmen. Gemeinsame Mittagessen, ein spontaner Witz im Büro, das Feierabend-Bier oder der Firmenausflug zum Gokart-Fahren sind virtuell nicht möglich. Aber es gibt andere Möglichkeiten, die helfen, physisch voneinander getrennte Menschen zu einem Team werden zu lassen. Chats, Videokonferenzen, virtuelle Boards und vieles mehr können helfen, Distanzen zu überwinden und die Online-Zusammenarbeit im Team zu verbessern.
Warum Teambuilding?
Bevor wir über konkrete Möglichkeiten des Teambuildings in der virtuellen Welt sprechen, möchte ich noch kurz auf die Essenz von wahren Teams eingehen. Ein Team ist ein soziales System. Manche dieser sozialen Systeme funktionieren gut, andere weniger. Aber woran liegt das? Warum erzielen manche Teams mehr, als die Summe der einzelnen Mitglieder ergeben würde und andere weniger?
Glaubt man Daniel Coyle, dem Autor des Buches The Culture Code, weisen erfolgreiche Teams drei typische Kennzeichen auf:
1. Sicherheit
Sicherheit bedeutet im Kontext erfolgreicher Teams deutlich mehr als ein Arbeitsvertrag und ein gesichertes Einkommen. Sicherheit steht in diesem Kontext vielmehr Verlässlichkeit und Vertrauen. Es geht also um ein Team, in dem ein respektvoller Umgang oberste Priorität genießt. Dieses Gefühl für ein „Miteinander“ zu erlangen ist ein langwieriger Prozess, der durch feste Rhythmen und Rituale aber auch Humor, offene Fragen, aktives Zuhören immer wieder praktiziert werden muss – Teambuilding eben.
2. Verletzlichkeit
Verletzlichkeit muss vorgelebt werden. Nur wenn die Teamführung Fehler eingesteht oder um Hilfe bei seinem Team fragt, werden sich auch die Teammitglieder öffnen. Redet also offen über Fehler, sprecht problematische Dinge klar an, helft und unterstützt euch gegenseitig. Verwendet zum Beispiel Gamification-Elemente, um diese Teamkultur zu etablieren.
3. Sinnkopplung
Der stärkste Motor für ein Team ist das Wissen darüber, wofür man etwas macht und wohin man will. Denn die intrinsische Motivation ist erwiesenermaßen für jeden Menschen langfristig inspirierender als eine extrinsische Manipulation zum Beispiel in Form einer Prämie. Wie diese Motivatoren und Werte aussehen, ist personenabhängig. Ein gutes Team erkennt aber die unterschiedlichen Bedürfnisse und versucht sie zu berücksichtigen – auch virtuell.
Virtuelle Teambuilding Maßnahmen: Werkzeuge und Vorbereitung
In der digitalen Welt gibt es eine Unmenge an Tools. Meine Empfehlung für virtuelle Zusammenarbeit lautet: Keep it Simple!
- Verwendet virtuelle Whiteboards in der Cloud (z.B. , oder auch -Tafeln),
- Nutzt ein Chat-Tool (z. B. ),
- Bereitet einen virtuellen Workspace vor (z. B. ) und
- Verwendet ein Tool für Video-Konferenzen (z. B. Zoom, Skype, , Facetime, ,..)
Neben den technischen Aspekten solltet Ihr Euch auch Gedanken darüber machen wann und warum ihr welche Initiative zum Teambuilding durchführt. Stellt Euch hierzu folgende drei Fragen:
- Echtzeit oder Asynchron?
- Ist es wichtig, dass alle Teilnehmer gleichzeitig vor ihrem Monitor sitzen oder können die Personen selbst entscheiden, wann sie teilnehmen?
- Just for fun oder mehr?
- Handelt es sich bei der Aktivität um eine reine Spaß-Veranstaltung oder kann sie auch helfen zwischenmenschliche Verbindungen aufzubauen oder zu verbessern?
- Einmal oder immer wieder?
- Ist die Maßnahme etwas Einmaliges oder wird sie regelmäßig wiederholt?
Nachfolgend zwei Szenarien, um dies zu verdeutlichen:
Szenario 1: Du führst ein mit deinem relativ neuen Online-Teammeeting durch und möchtest Deine Kollegen besser kennenlernen und adäquat abholen. Hierzu eignen sich Eisbrecherfragen. Diese einfachen Fragen nehmen Nervosität und helfen Gemeinsamkeiten zu finden. Frage doch beim nächsten virtuellen Teamevent Deine Kollegen nach ihrer Traumurlaubsdestination oder ob sie Katzen oder Hunde bevorzugen? Wenn Du mehr Inspirationen suchst, schau die doch mal auf dieser Liste um. Die Methode ist also in Echtzeit, Just for fun und kann immer (mit anderen Fragen) wieder wiederholt werden.
Szenario 2: Um sich besser zu verstehen, kann es sinnvoll sein, dass jeder Mitarbeiter ein persönliches Benutzerhandbuch zu seiner Person anfertigt. Dies kann z. B. in Form eines Videos oder einer einheitlichen PowerPoint-Präsentation erfolgen, die zentral abgelegt wird. Neue Mitarbeiter können dann die Vorlieben und Arbeitsgewohnheiten der Kollegen erforschen. Im Gegensatz zur Eisbrecher-Methode ist diese Teambuilding-Maßnahme, asynchron, eine einmalige Aktion pro Mitarbeiter aber auch mehr als nur Just for fun. Auch hierfür ein kleines Beispiel von Didier Elzinga dem CEO von Culture Amp.
7 Virtuelle Teambuilding Maßnahmen zum Ausprobieren
1. Büroolympiade
Teambuilding heißt gemeinsam Spaß zu haben, und zwar regelmäßig; und das gilt auch für die virtuelle Welt. Denn Spaß erzeugt Verbundenheit, schafft Vertrauen und verbessert so, auf praktische Weise, die Zusammenarbeit. Ein wunderbares Mittel, um das Team zum Lachen zu bringen, sind Spiele und bei einer Aneinanderreihung von mehreren Spielen kann ganz schnell eine Büroolympiade daraus werden (Originalquelle: teambuilding.com).
2. Virtuelle Wettbewerbe
Gerade für größere Gruppen kann dieses Spiel sehr interessant sein. Was ihr benötigt sind mehrere Spiel-Ideen und eine Videokonferenz-Software, bei der ihr Teilnehmergruppen in virtuelle Räume packen könnt. Die unterteilten Teams führen dann parallel Wettbewerbe, wie Origami falten, Rätsel lösen oder andere kreative Spielchen durch und werden am Ende mit Medaillen beschenkt. Für dieses Format solltet ihr mindestens 90 Minuten einplanen.
3. Virtuelles Ankommen im Büro
Ihr könnt auch einmal das „Ankommen im Büro“ simulieren. Öffnet hierzu einfach einen Videokonferenz-Kanal für die erste Stunde im Büro. Der Kanal verpflichtet nicht zur Teilnahme, aber Teammitglieder, die keine konkurrierenden Termine haben können vor der Kamera ihren Kaffee trinken, sich nach dem Befinden der anderen erkunden oder einfach nur in die Kamera lächeln. Bei einem aktuellen Kunden praktizieren wir dies aktuell. Wir öffnen um 8:30 Uhr den Kanal. Bereits zum Start sind meistens ein Drittel des Teams anwesend. Bis 8:45 Uhr sind wir dann meistens vollständig. Diese Maßnahme fördert das Gruppengefühl, erfordert keinen Mehraufwand und kann einfach schnell ausprobiert werden.
4. Wunschliste gestalten
Kennt Ihr den Film „Das Beste kommt zum Schluss“ mit Jack Nicholson und Morgan Freeman? Die beiden todgeweihten erstellen im Film Wunschlisten mit Dingen, die sie einmal in ihrem Leben machen wollen und führen sie dann durch. Dieses Wunschlistenprinzip könnt ihr mit Euren Teams auch machen. Bittet doch Kollegen doch ihre persönlichen Wünsche auf einem virtuellen Whiteboard (z.B.
oder ) festzuhalten. Ihr könnt es z.B. wie Brian Scudamore der CEO von O2E Brands machen und nach den 101 Lebenszielen bei euren Teammitgliedern fragen, ihr könnt aber natürlich auch weniger Wünsche pro Person nehmen. Diese Übung hilft, die Empathie im Team zu steigern. In Folge-Meetings kann das Board immer wieder betrachtet werden und erledigte Dinge gestrichen werden.5. Spaß mit Gamification
Gemeinsam online spielen ist ein weiterer Ansatz, den ihr zum Teambuilding ausprobieren könnt. Das können natürlich einfache Just for fun-Spiele sein, wie zum Beispiel skribble.io, bei dem ihr an eurem Bildschirm Begriffe zeichnet, die die anderen erraten müssen aber auch nachhaltigere Spiele aus dem Bereich Gamification. Sprich der Verwendung von Spielelementen und Game-Design-Techniken in spielefremden Kontexten. Lego Serious PlayÒ und die Marshmallow Challenge seien hier exemplarisch genannt. Da dieser Gamification oder „SeriousGames“-Ansatz noch relativ neu in der online Welt ist, empfehle ich euch den Hashtag #SeriousGames4Remote in den sozialen Medien zu verfolgen. Hier entsteht im Moment jede Menge neue Ideen, die bei einem virtuellen Teambuilding hilfreich sein können.
6. Virtueller After-Work-Drink
Warum nicht einmal abends auf ein Glas Wein oder ein Bier vor dem Notebook treffen? Eröffnet doch einmal eine virtuelle Kneipe mit euren Kollegen. Sprecht über Gott und die Welt und lernt euch abseits der beruflichen Themen besser kennen. Ihr könnt auch das Setting abändern, indem jeder ein Teelicht anzündet und ihr so eine winzige Lagerfeuer-Atmosphäre schafft. Um den Teambuildingcharakter zu verstärken, könnt ihr auch vorab jedem eurer Team-Mitglieder ein „Lagerfeuer-Set“, bestehend aus einem Teelicht und ein paar Streichhölzern, zusenden.
7. Briefe verschicken
Apropos zusenden: Manchmal sind die besten Aktionen für virtuelle Teams gar nicht virtuell. Ähnlich dem „Lagerfeuer-Set“ könnt ihr euren Teammitgliedern einmal einen Brief schreiben, oder Kudo-Karten verschicken, die diese dann wieder ausfüllen und anderen Teammitgliedern weitergeben können. Für nahezu jeden Menschen ist es schön, wertschätzende Geschenke bzw. Aufmerksamkeiten zu bekommen, denn etwas auszupacken und in der Hand zu halten bewirkt oft mehr als eine Nachricht in einem Messenger-Channel.
Zusammenfassung
Virtuelles Teambuilding ist nicht einfach. Und ganz ehrlich – ich bin skeptisch, dass es reale Begegnungen und das gemeinsame Erleben vor Ort 1:1 ersetzen kann. Aber die virtuelle Welt hilft uns, Teams zu formen, bei denen die Menschen verteilt über den Globus sitzen oder sich aufgrund äußerer Umstände nicht treffen können. Firmen wie Basecamp und Buffer praktizieren verteiltes Arbeiten seit Jahren und behaupten von sich, eine exzellente Unternehmenskultur zu haben. Dem möchte ich nicht widersprechen, aber auch diesen Firmen fehlt ein Vergleich, wie es andersherum wäre.
Zusatzquellen
Nachfolgend habe ich euch noch ein paar weitere Quellen für virtuelle Teambuilding Maßnahmen angefügt:
- https://miro.com/guides/remote-work/Teambuilding
- https://museumhack.com/virtual-Teambuilding-for-remote-teams/
- https://teambuilding.com/services/virtual-team-building
- https://biz30.timedoctor.com/virtual-Teambuilding/
- https://www.hotjar.com/blog/virtual-Teambuilding-activities/