Remote-Mitarbeiter*innen fühlen sich schnell isoliert und einsam. Es ist Aufgabe der Personalabteilung, ihnen das Gefühl zu geben, Teil des Teams zu sein und die Mitarbeitermotivation im Home-Office zu verbessern.
Schon längst wird in Unternehmen nicht mehr nur an einem zentralen Standort oder in einem großen Büro gearbeitet. Immer mehr Angestellte arbeiten aus der Ferne, ob aufgrund plötzlicher Veränderungen wie der aktuellen Maßnahmen zum Schutz vor dem Coronavirus oder infolge allgemeiner Trends wie steigenden Transport- und Immobilienkosten. Auch verbesserte Technologien wie Software für Webkonferenzen tragen dazu bei, dass räumliche Distanz bei der Zusammenarbeit eine immer geringere Rolle spielt. Weltweit arbeitet mehr als die Hälfte der Beschäftigten an mindestens 2,5 Tagen pro Woche außerhalb des zentralen Büros ihres Arbeitgebers: Flexibles Arbeiten ist zur Normalität geworden.
Diese Entwicklungen bieten Arbeitgebern und Arbeitnehmern gleichermaßen eine enorme Flexibilität, deren Vorteile nicht unterschätzt werden sollten. Doch mit der zunehmenden räumlichen Distanz zwischen den Mitgliedern vieler Teams entstehen auch neue Probleme:
- Remote-Mitarbeiter*innen neigen stärker dazu, sich von anderen ausgeschlossen oder gemieden zu fühlen, teils aus der Sorge heraus, Entscheidungen und Änderungen könnten ohne ihre Einbeziehung getroffen werden.
- Remote-Mitarbeiter*innen haben häufig mit Einsamkeit und mangelnder Zusammenarbeit zu kämpfen.
- Ein Drittel aller Remote-Angestellten weltweit sieht die anderen Teammitglieder nie von Angesicht zu Angesicht.
Unternehmen, die an dieser Stelle nicht aufpassen, könnten dies schnell bereuen: Wenn die Personalabteilung bei solchen Problemen zu langsam reagiert, dauert es nicht lange, bis Angestellte die Motivation verlieren und kündigen.
Entsprechend wichtig sind Tools und Richtlinien, um die Bedürfnisse der Remote-Mitarbeiter*innen im Blick zu behalten.
3 Tipps, mit denen die Mitarbeitermotivation im Home-Office steigt
Es ist ein Fehler, automatisch anzunehmen, Remote-Teammitglieder hätten genau die gleichen Wünsche und Anforderungen wie Angestellte, die im Büro arbeiten. Unternehmen sollten sich genug Zeit nehmen, darüber nachzudenken, wie die neuen Arbeitsmethoden verwirklicht werden.
Falls du bisher noch keine Strategie zur Einbeziehung deiner Remote-Mitarbeiter*innen aufgestellt hast, bieten die folgenden drei Tipps dir eine gute Grundlage.
Tipp Nr. 1: Schaffe online einen Ort für Smalltalk
Bei Online-Meetings gibt es keine Kaffeemaschine, an der man sich begegnen kann, doch das Bedürfnis, auch einmal über etwas anderes als die Arbeit zu reden, ist genauso groß – egal ob über Serien, Fußball, Haustiere oder einfach nur das Wetter. Während man sich im Büro ganz selbstverständlich auf dem Flur, in der Cafeteria oder am Kopierer begegnet und ins Gespräch kommt, müssen solche Orte online erst geschaffen werden. Smalltalk ist für Remote-Angestellte, die nur wenig Gelegenheit dazu haben, eine wertvolle Sache. Wenn er fehlt, haben Teammitglieder zu den anderen keinerlei Verbindung außer der Arbeit selbst.
Nicht alle sind überzeugt davon, dass Kollaborationstools wie Slack und Microsoft Teams uns wirklich produktiver machen, aber in einer Sache besteht wenig Zweifel: Diese Tools sind für Remote-Teams auch deshalb so wichtig, weil sie ihnen Smalltalk ermöglichen.
Wer noch über kein solches Tool verfügt, sollte sich daher unbedingt eines zulegen. Anschließend sollten ein paar Grundlagen bei der Einrichtung bedacht und kommuniziert werden, damit alle das Tool auch auf die richtige Weise nutzen:
Ein zusätzlicher Vorteil: Manager*innen haben nun eine ideale Plattform, um dem ganzen Team oder sogar dem gesamten Unternehmen von den Leistungen der Remote-Angestellten zu erzählen. Auch das trägt stark dazu bei, dass sie sich einbezogen fühlen.
Tipp Nr. 2: Organisiere Management-Schulungen zum fairen Beurteilen und Befördern von Remote-Angestellten
Manager*innen gehen oft davon aus, dass sie alle Angestellten gleich behandeln. Allerdings empfinden diese das nicht immer so – vor allem, wenn sie remote arbeiten und wenig Kontakt mit dem Management haben. Viele Remote-Angestellte fürchten, Karrierechancen zu verpassen, die denjenigen zur Verfügung stehen, die vor Ort tätig sind.
Personalabteilungen müssen mit dem Management zusammenarbeiten, um diese Bedenken auszuräumen, damit ihre besten Remote-Arbeitskräfte nicht zu Unternehmen wechseln, in denen sie sich stärker wertgeschätzt fühlen.
Der Gartner-Report „Out of Sight, Out of Mind? Managing the Remote Worker“ legt den Fokus auf zwei Bereiche, in denen Manager*innen geschult werden sollten, damit sie die Leistung von Remote-Angestellten fair beurteilen und ihnen Möglichkeiten zur Karriereentwicklung bieten können (vollständiger Report ist nur für Gartner-Kunden verfügbar):
- Biete Remote-Angestellten anspruchsvolle Aufgaben und Führungsmöglichkeiten an. Es mag einfacher wirken, Remote-Angestellten eher unkomplizierte Routineaufgaben zuzuweisen, damit ihre Fortschritte seltener überprüft werden müssen, doch das ist genau der falsche Weg. Das Management sollte Remote-Teams anspruchsvolle und herausfordernde Aufgaben stellen und regelmäßig mit ihnen in Kontakt treten, um bei Problemen Hilfe anzubieten. Wenn Remote-Angestellte Projekte leiten, wird dadurch auch die Interaktion zwischen remote und im Büro arbeitenden Teammitgliedern gefördert.
- Miss Leistungen anhand von Ergebnissen anstatt von Arbeitszeit oder Beobachtungen. Wenn du die aufgewandte Arbeitszeit oder „Mühe“ deiner Angestellten als Grundlage nimmst, um ihre Leistung zu beurteilen, wird es Zeit, grundlegend umzudenken. Die Personalabteilung und das Management sollten zusammen daran arbeiten, bessere ergebnisorientierte Kennzahlen zu entwickeln, mit denen die Leistung von Remote-Angestellten fair verglichen werden kann. Möglich ist beispielsweise, die Menge bestimmter Ergebnisse in Augenschein zu nehmen (z. B. Codezeilen) oder deren Qualität durch andere Teammitglieder beurteilen zu lassen.
Vergiss bei alledem nicht, wie wichtig die Aneignung neuer Fähigkeiten ist. Wie alle Angestellten sollten auch Remote-Mitarbeiter*innen ihre Entwicklung selbst in die Hand nehmen, doch das Management spielt eine wichtige Rolle darin, ihnen dabei eine helfende Hand zu bieten.
Tipp Nr. 3: Sorge für abwechslungsreiche Gespräche von Angesicht zu Angesicht
Manche Remote-Teammitglieder haben das Gefühl, dass ihr Team sie nicht wirklich kennt oder versteht – doch kann man ihnen das wirklich vorwerfen, wenn sie ihre Kolleg*innen nur einmal im Monat im verschwommenen Bild eines Videoanrufs sehen?
Besonders bei größeren Remote-Teams müssen Unternehmen diese rein geschäftlichen Video-Meetings mit anderen Gesprächsformen abwechseln, damit die Teammitglieder einander als Menschen wahrnehmen und nicht nur als Gesichter auf einem Bildschirm.
Die folgenden Ideen können dabei als Inspiration dienen, wobei wir die mit dem niedrigsten Aufwand zuerst nennen:
- Lade neu eingestellte Remote-Teammitglieder dazu ein, allen ihre Arbeitsräume zu zeigen. (Geringer Aufwand)
- Bringe remote und im Büro arbeitende Angestellte für virtuelle Kaffeepausen zusammen. (Geringer Aufwand)
- Plane Events, bei denen remote und im Büro arbeitende Angestellte gemeinsam aktiv sind und beispielsweise Filme schauen oder Spiele spielen. (Mittlerer Aufwand)
- Bezahle dafür, diejenigen, die remote arbeiten, zu einem Besuch ins Büro einzuladen. (Hoher Aufwand)
Ein idealer Zeitpunkt für das Einladen ins Büro ist gegeben, wenn große Veränderungen anstehen, bei denen persönliche Kommunikation ratsam ist, beispielsweise wenn Strategien grundlegend geändert wird oder das Führungspersonal wechselt.
Wir sind noch längst nicht am Ziel
Selbst den großen Unternehmen fällt es nicht immer leicht, Remote-Teams zu managen. Unternehmen wie Yahoo, IBM und Best Buy haben sogar Remote-Arbeitsprogramme wieder aufgegeben, da sie nicht die gewünschte Zusammenarbeit erreicht haben.
Doch auch wenn anfangs nicht alles glatt läuft, ist das für die meisten Unternehmen kein Grund, gleich das Handtuch zu werfen. Mit den richtigen Tools und Methoden gelingt es jedem Unternehmen, Remote-Teams auf die Beine zu stellen und dafür zu sorgen, dass sie sich wirklich wertgeschätzt fühlen.
Mitarbeitermotivation im Home-Office ist ein großes Thema und ein Artikel kann längst nicht alle Aspekte abdecken. Weitere Informationen findest du beispielsweise hier:
- 5 Tipps zur Führung virtueller Projektteams
- Führen auf Distanz: Ein Projektmanagement-Leitfaden für Remote-Teams
- 5 Warnsignale für Kommunikationsprobleme in virtuellen Teams