Im Jahr 2020/21 wird es einen Anstieg der technologiegetriebenen Unternehmen geben, da immer mehr Unternehmen den Weg der digitalen Transformation einschlagen. Mit künstlicher Intelligenz (KI) und maschinellem Lernen (ML) wird eine neue Art des Geschäftsbetriebs eingeleitet und traditionelle Geschäftsprozesse werden bald nicht mehr existieren.
Neue Technologien und ihre Auswirkungen auf Unternehmen verändern sich in rasantem Tempo. Diese Veränderungen bieten kleinen Unternehmen eine Vielzahl neuer und inspirierender Möglichkeiten. Aber diese Veränderung übt auch einen ständigen Druck auf die Führungskräfte kleiner Unternehmen aus, Schritt zu halten.
Wir wollten wissen, wie Technologieführer in kleinen Unternehmen ihren Ansatz für Technologieinvestitionen mit dem rasanten Tempo des Technologiewechsels ändern. Um diese Frage zu beantworten, stellen wir euch die Studienergebnisse der Gartner Primärstudie zu Technologietrends in deutschen KMU vor und leiten daraus die wichtigsten Trends für die Jahre 2020 und 2021 ab.
Top Tech Trends für 2020/21:
- Knapp 50 % der KMU planen in den nächsten zwei Jahren in Daten- und Informationssicherheit zu investieren, um sich vor zunehmenden Cyberangriffen zu schützen.
- Technologieinvestitionen verlagern sich 2020 weg von Standardsystemen hin zu revolutionären Technologien wie der Künstlichen Intelligenz und dem maschinellem Lernen.
- Die Unternehmenskultur in deutschen Unternehmen wandelt sich in eine datenbasierte Kultur, die datengesteuerte Entscheidungsfindung durch Business Intelligence Software fördert.
Highlights der Studie: Tech Trends und Technologieverlagerung in deutschen KMU
Über 3/4 der deutschen Unternehmen betrachten Technologietrends als wichtigen Faktor in ihrer strategischen Planung. Davon empfinden 56 % Technologietrends als wichtigen Faktor und in 17 % der KMU treiben Technologien die strategische Planung voran. In 22 % der KMU sind Technologietrends kein entscheidender Faktor oder bleiben unberücksichtigt.
Finanzierungs- und Buchführungssoftware (75 %), Daten- und Informationssicherheit (75 %) und Projektmanagement Software (55 %) sind die am häufigsten verwendeten Technologien in deutschen KMU. Sie sind ebenfalls die Technologien mit dem derzeit höchsten realisierten Nutzen.
Die Technologien, deren Einsatz von den meisten deutschen KMU für 2020/21 geplant ist, sind dagegen KI/ML (29 %), Business Intelligence und Analytik (29 %) und Mobile Business Applications (28 %). Als Technologien mit den größten Auswirkungen für die Jahre 2020/21 werden konversationsfähige Benutzeroberflächen, Business Intelligence und Analytik sowie IoT genannt.
Daten- und Informationssicherheit (47 %), Cloud Computing (41 %) und digitales Marketing (39 %) sind die Technologien mit dem höchsten geplanten Budget für 2020/21.
Obwohl nur ca. 20 % der deutschen Unternehmen eine Finanzierung für KI/ML geplant haben, zeigen diese Technologien ein hohes für 2020/21 zugewiesenes Budget. Ca. 40% der Unternehmen haben laut den Studienergebnissen ein Budget von über 51.000 $ für KI und ML geplant.
Aus den Studienergebnissen lassen sich 3 wesentliche Trends für die Jahre 2020 und 2021 ableiten, die wir im Folgenden vorstellen wollen. Mit jedem Trend geben wir konkrete Tipps und Handlungsempfehlungen, die KMU helfen sollen, diese Trends umzusetzen.
1. Trend: Der Aufstieg der Künstlichen Intelligenz
Das rasante Tempo des Technologiewechsels wirkt sich auf kleine Unternehmen aus und ändert ihre Strategie für Technologieeinsatz und -investitionen und die Geschwindigkeit der Einführung. Im Moment dominieren Standardsysteme wie Buchhaltungs- und Projektmanagementsysteme die IT-Ausgaben kleiner Unternehmen. Die Mittel für aufkommende Softwaretechnologien sind häufig noch begrenzt. Neu aufkommende Technologien, die auf Machine Learning und Künstliche Intelligenz gestützt sind machen jedoch auch langsam den Weg in kleine Unternehmen und werden in den nächsten zwei Jahren eingeplant. Es zeichnen sich neue Technologietrends für KMU ab und Investitionsbereiche werden sich in den Jahren 2020/21 verschieben – weg von Standardsystemen und hin zu den revolutionären Technologien.
Große Unternehmen nutzen die Technologien bereits und sind KMU bei der Implementierung voraus. Durch den Aufstieg von Cloud-Technologien ist Künstliche Intelligenz jedoch für Unternehmen jeder Größe zugänglich und nicht nur großen Unternehmen vorbehalten. Durch die Auslagerung an Drittanbieter kann Künstliche Intelligenz frühzeitig und ohne großen Aufwand in KMU eingeführt werden. Schon heute haben Unternehmen leichten Zugang zu Cloud-basierten KI-Services und die dafür notwendige Rechenleistung.
Tipps für KMU:
- Informiere dich über den Nutzen von KI für dein Unternehmen: Untersuche, wie KI-Funktionen die Leistung deiner wichtigsten Mitarbeiteraktivitäten und die Kundenzufriedenheit steigern können.
- Achte bei der Softwareauswahl auf KI-Funktionen: Die Wahl der richtigen KI-fähigen Software wird in Zukunft für Unternehmen entscheidend. Bitte deine neuen sowie bestehenden Softwareanbieter zu beschreiben, wie sie Künstliche Intelligenz zu kommenden Softwareversionen implementieren werden und wie sie erwarten, dass diese Weiterentwicklung deinem Unternehmen zugute kommt.
- Führe eine Wettbewerbsanalyse durch: Erkunde dich aktiv, wie deine Wettbewerber beginnen, die Technologie zu nutzen. Bewerte das Potenzial für Künstliche Intelligenz im Rahmen deiner strategischen Planung.
2. Trend: Datenbasierte Entscheidungsfindung
Datenbasierte bzw. datengesteuerte Entscheidungsfindung ist kein neuer Trend, sondern was jedes Unternehmen bereits tut. In kleinen Unternehmen werden verschiedene Tools zur Datenverwaltung eingesetzt. In Excel wird das prognostizierte Wachstum angezeigt und Google Analytics stellt Unternehmen eine Menge an Traffic-Daten zur Verfügung. Was sich in den nächsten 1-2 Jahren ändern wird, ist, dass KMU für die Datenverwaltung Business Intelligence Software verwenden werden. Mit BI erhalten Unternehmen ein zentrales Dashboard zur Überwachung und Verwaltung ihrer Daten. Sie betrachten nicht nur die einzelnen Komponenten, sondern den Gesamtzusammenhang. Dies hilft nicht nur bei der Kostensenkung und Umsatzsteigerung, sondern auch dabei, Fehler und Probleme zu verhindern.
Mitarbeiter verbringen mit BI weniger Zeit damit, nach den Informationen zu suchen, die sie benötigen. Anstelle dessen haben sie mehr Zeit, diese Informationen für datenbasierte Entscheidungen zu nutzen. Mit den notwendigen Daten können sich die Mitarbeiter mehr auf das “Big Picture Thinking” konzentrieren als auf die Routinearbeit der Datenerhebung. Kunden können bedarfsgerechter angesprochen und strategische Entscheidungen besser gefällt werden. Die handlungsrelevanten Daten sind stets aktuell, und die Reaktionszeit der Unternehmen steigt. Weiterhin kann die BI-Lösung in bestehende Systeme (wie z.B. ERP-System) eingebunden werden.
In der Vergangenheit wurde Business Intelligence hauptsächlich in Großunternehmen eingesetzt. Die Technologie war für kleine Unternehmen nicht erschwinglich und nahm viel Zeit in Anspruch. Große Unternehmen verfügten über die nötige Infrastruktur (Mitarbeiter, Technologie, finanzielle Mittel), um in BI zu investieren. Cloud Computing macht jedoch auch BI für kleine Unternehmen finanzierbar.
Unternehmenskultur und Software sind die Grundlage für datenbasierte Entscheidungen. Business Intelligence Software ermöglicht datenbasierte Entscheidungsfindung, ist aber nicht der erste Schritt in der datenbasierten Entscheidungsfindung. Der erste Schritt ist kulturell: Wenn die Unternehmenskultur nicht datengesteuert denkt, sind Business Intelligence-Tools nutzlos. Dies sind 3 Tipps des Gartner-Analysten Alan Duncan zur Umstellung auf datengesteuertes Denken (vollständige Recherche für Gartner-Kunden zugänglich):
Tipps für KMU:
- Fördere datengesteuertes Denken: Wenn jemand einen Vorschlag macht, frage nach den dahinterstehenden Daten, belohne erfolgreiches datengesteuertes Denken und gehe mit gutem Beispiel voraus.
- Wisse, welche Entscheidungen du treffen willst, bevor du in die datenbasierte Entscheidungsfindung einsteigst: Kenne zunächst die Geschäftsprobleme, die du lösen möchtest, oder die Geschäftsprozesse, die verbessert werden sollen. Suche dann nach den Daten, die dir helfen, diese Probleme zu lösen oder diese Prozesse zu verbessern. Datenbasierte Entscheidungsfindung ist eine Denk- und Handlungsweise und kein Ersatz für beide.
- Stelle datengesteuerte Mitarbeiter ein: Wenn du Mitarbeiter einstellst, suche nach Leuten, die sich beim Arbeiten mit Daten und Excel wohlfühlen oder die bereits mit Business Intelligence Software vertraut sind.
3. Trend: Sicherheit wird immer wichtiger
Die Anzahl an Cyberangriffe steigt massiv. Deutsche Unternehmen sind ein begehrtes Ziel für Cyberangriffe, wobei vor allem der Mittelstand als leichte Beute betrachtet wird. Während große Konzerne besser gegen Attacken gerüstet sind und sich schneller von den Schäden erholen können, fehlt es im Mittelstand oft an den notwendigen Ressourcen und Anschläge werden nur schwer verkraftet. Unternehmen laufen Gefahr das Vertrauen ihrer Kunden, vertrauliche Dokumente, Ideen und Patente durch den Datendiebstahl zu verlieren.
Nicht ohne Grund planen knapp 50 % der deutschen KMU in den nächsten zwei Jahren in Daten- und Informationssicherheit zu investieren. Cyberkriminalität verursacht jedes Jahr einen immensen wirtschaftlichen Schaden. Datendiebstahl, Industriespionage oder Sabotage verursachten in den vergangenen zwei Jahren in der deutschen Wirtschaft einen Schaden von fast 110 Milliarden Euro.
Tipps für KMU:
- Implementiere eine Richtlinie zur Datenklassifizierung: Unternehmen sollten Klassifizierungen aufstellen, unter welche Unternehmensdaten eingeordnet werden können. Die verschiedenen Klassifizierungen unterliegen Regeln, wie mit diesen Daten umgegangen werden soll und wer wann und zu welchem Zweck Zugriff darauf hat.
- Stelle eine Acceptable Use Policy auf, die erklärt, welche Praktiken innerhalb des Unternehmens tolerierbar sind: Nach Angaben der IT Governance kommen 4 von 5 Datenverstößen aufgrund von menschlichem Versagen vor. Nutzungsrichtlinien darüber, wie Mitarbeiter Daten und Geräte eines Unternehmens nutzen können, helfen, diese Bedrohung zu verringern.
- Setze Cyber Security Software ein und schließe eine Cyber-Risk-Versicherung ab: Durch Cyber Security Software können Cyber Angriffe abgewehrt werden. Kommt es jedoch trotzdem zu einem Angriff, schützt dich eine Cyber-Risk-Versicherung vor den wirtschaftlichen Schäden. Die richtige Kombination der beiden Elemente führt zur maximalen Absicherung in Unternehmen.
Lese mehr darüber, wie KMU ihre Sicherheitsstrategie verbessern können.
Technologietrends sollen strategische Entscheidungen in deutschen KMU mehr antreiben
Durch neu aufkommenden Technologien und Trends wird es für Unternehmen immer wichtiger, Technologie in den Mittelpunkt ihrer strategischen Planung zu stellen. Es wird nicht mehr ausreichen Technologie lediglich als wichtigen Faktor bei der Planung zu betrachten. Neue Technologien sollten Prozesse und Strategien ankurbeln und maßgeblich entscheiden.
In lediglich 17 % der deutschen KMU treiben Technologietrends die strategische Planung an.
Andere Länder gehen uns hier mit gutem Beispiel voraus. In unserem Nachbarland Frankreich, werden 29 % der strategischen Entscheidungen von Technologietrends angetrieben, in Spanien sind es sogar 35 % und in den USA stolze 37 %.
Neben dem Einsatz der oben genannten Technologietrends, wird es für deutsche KMU entscheidend, ihre Denkweise und Kultur im Bezug zu Technologie zu ändern. Eine veränderte Unternehmenskultur, die datengesteuert denkt, offen in Bezug auf neue Technologien ist, diese bei der Planung in den Vordergrund stellt, sich mit Themen wie Datensicherheit und Cyberkriminalität auseinandersetzt, ist mindestens genauso wichtig wie der Einsatz von Software. Ein erfolgreicher Technologieeinsatz setzt sich stets aus den Komponenten Unternehmenskultur und Software zusammen.
Forschungsdesign und Methodologie der Studie
Die vorgestellten Ergebnisse basieren auf einer Gartner-Studie, die durchgeführt wurde, um Herausforderungen kleiner Unternehmen und ihren Ansatz für Technologieinvestitionen zu verstehen. Die Primärstudie wurde im Juni – August 2019 unter 246 Befragten in Deutschland online durchgeführt.
Die Unternehmen wurden auf ihre Unternehmensgröße hin untersucht in Bezug auf:
- Anzahl der Mitarbeiter: 2-249 Mitarbeiter
- Unternehmensweiter Jahresumsatz: Weniger als 100 Millionen USD
- Die Befragten mussten in den Einkauf von Technologien für das Unternehmen eingebunden sein und eine Position als Manager & höher im Unternehmen einnehmen.
Die Studie wurde gemeinsam von Gartner Analysten und dem Primary Research Team, das sich mit digitalen Märkten beschäftigt, entwickelt.
Methodologie nach Interviewfragen (siehe Infografik):
1.Box: Derzeit am häufigsten verwendete Technologien in Deutschland
Basis- Gesamtzahl der Befragten in Deutschland, n=240-241
Q. Welche der folgenden Technologien verwendet Ihr Unternehmen oder plant deren Einsatz in den nächsten 1-2 Jahren?
2. Box: Technologien mit dem derzeit höchsten realisierten Nutzen
Basis- Verwendung/Plan zur Verwendung von Technologien, unsicher ausgeschlossen, n=180-202
Q. Wann erwarten Sie, dass diese Technologien einen signifikanten Einfluss auf Ihr Unternehmen haben werden?
3. Box: Meist geplante Technologien für 2020/21 in Deutschland
Basis- Gesamtzahl der Befragten in Deutschland, unsicher ausgeschlossen, n=231-238
Q. Welche der folgenden Technologien verwendet Ihr Unternehmen oder plant den Einsatz in den nächsten 1-2 Jahren?
4. Box: Technologien mit den größten Auswirkungen in 2020/21
Basis- Nutzung/Plan zur Verwendung von Technologien, unsicher ausgeschlossen, n=180-202
Q. Wann erwarten Sie, dass diese Technologien einen signifikanten Einfluss auf Ihr Unternehmen haben werden?
5. Box: Technologien mit dem höchsten geplanten Budget für 2020/21
Basis- Nutzung/Plan zur Verwendung von Technologien, unsicher ausgeschlossen, n=236
Q. Welche der folgenden Technologien sind für die nächsten 1-2 Jahre im Finanzierungsbudget geplant?
6. Box: Top Motivatoren für Investitionen in neue Technologien
Basis- Gesamtzahl der Befragten in Deutschland, n=246
Q. Bitte wählen Sie die 3 wichtigsten Faktoren aus, die Investition in neue Technologien auslösen.
7. Box: Die 3 größten Herausforderungen bei der Investmentplanung in neue Technologien
Basis- Gesamtzahl der Befragten in Deutschland, n=246
Q. Bitte wählen Sie die 3 wichtigsten Herausforderungen, denen Ihr Unternehmen bei der Planung von Investitionen in neue Technologien ausgesetzt ist.